Wer kennt sie nicht die Hunde, die ihren Besitzer an der Leine spazieren führen. Keuchend ziehen sie die schwere Last des Hundebesitzers hinter sich her, bis sich endlich genau die andere Wegseite erreicht haben als sie, auf der der Hundebesitzer eigentlich laufen wollte.

Der überwiegende Teil unserer Hunde ist leider nicht oder sehr schlecht erzogen. An der Leine zu ziehen bis die Zunge blau anläuft ist dabei das am häufigsten zu beobachtende Phänomen. Da hierbei die meisten Hundebesitzer verzweifeln oder aber sich lieber ziehen lassen als das Problem zu lösen, ist die Fülle der auf dem Markt angebotenen Hilfsmittel schier unendlich. Von der flexiblen Leine, über Geh-bei-Fuß Trainer, Anti Zugkomponenten, Stachelwürger bis hin zum Teletak Gerät  findet sich hier alles mögliche. Das Schöne an all diesen Geräten ist, daß sie auch wirklich helfen - aber nur dem Hersteller. Man führt einen Hund immer nur mit dem Kopf und sicherlich niemals durch körperliche Kraft.

Um allen gleich einmal die Illusion zu nehmen, eines dieser Hilfsmittel würde das Ziehen beim Hund so ohne weiteres beenden, hier eine Auflistung dieser "Hilfsmittel" und den Folgen der Verwendung:

    Geh bei Fuß Trainer:
    diese Leinenkombination soll beim Ziehen unter den Achseln beim Hund einen schmerzhaften Druck bewirken, der den Hund bremst. Da die Hunde sich an den Gebrauch dieses Hilfsmittels mit der Zeit gewöhnen, aber genauso weiterziehen wie zuvor, ist dieses Hilfsmittel inzwischen gepolstert worden. Es enstehen nun keine Fellschäden mehr durch die permanente Reibung. Der Hund kann nun wieder besser ziehen, da der Druck gemindert wird.
     
    Stachelwürger:
    eines der blödsinnigsten "Hilfsmittel" überhaupt. Zwar zieht der Hund anfangs nicht mehr so stark, gewöhnt sich aber auch an dieses Halsband und zieht unvermindert weiter. Der Halsbereich ist das am besten geschütze Körperteil des Hundes, da genau hier die Verletzungsgefahr bei Rangauseinandersetzungen am größten ist. Da die Kanten der "Stacheln" rechtwinklig geschnitten sind entstehen beim Zusammenziehen Quetschungen, die noch lange nach dem eigentlichen Ziehen für den Hund schmerzhaft sind. Wollten wir also einen kurzfristigen Schmerz bewirken, müßten wir die sog. Stacheln spitz zufeilen. Wer allerdings so brutal mit seinem Hund umgehen will, sollte sein eigenes Wissen um Hunde dringends überdenken und sich überlegen warum er überhaupt einen Hund will.
     
    Ausroll Leinen:
    Die Kapitulation des Hundeführers vor der Aufgabe seinen Hund zu erziehen. Durch die Verwendung dieser Leinen lernt der Hund weder an der Leine zu laufen, noch zurück zu kommen wenn man ihn ruft. Da die meisten Hundeführer ihren Hund an dieser Leine auch noch zu anderen Hunden lassen, sind Verletzungen vorprogrammiert. Die Hunde laufen umeinander herum, verwickeln sich mit den Beinen in den Leinen und bei der nächsten schnellen Bewegung ist die Sehne durch.
     
    Halti:
    Bei dieser Leinenkombination wird der Schnautzenbiss des Hundes nachgeahmt und gleichzeitig der Kopf des Hundes in Richtung des Hundefühers gezogen. Wer erwartet sein Hund würde auf ihn aufmerksam werden nur weil er immer Druck ausübt, wird sehr schnell eines Besseren belehrt werden. Der Hund muß zwar rüberschauen, dies hat aber sicher nichts mit Interesse zu tun. Auch der simulierte Schnautzengriff ist zwar aus hundlicher Sicht verständlich, wird jedoch im der Interaktion des Rudels sehr gezielt und recht selten angewandt. Ein ständiges "Überbeißen" ist sicherlich der Psyche des Hundes nicht fördernd. Zum andern sieht dieses halti auf den ersten Blcik wie ein Maulkorb aus, was weitere Folgen im Umgang mit anderen Hunden und der reaktion derer Hundebesitzer hat.
     
    Geschirre:
    Damit es ihn nicht so würgt wenn er zieht. Erziehungseffekt gleich null. Im Gegenteil er zieht nun noch mehr, da der Druck den der Hund zuvor an der Kehle unangenehm empfand sich nun gut auf den ganzen Brustbereich verteilt, was das Ziehen doch viel angenehmer macht. Verwendet ein Hundeführer ein Geschirr wegen dem Ziehen, hat er den Versuch seinem Hund das Ziehen abzugewöhnen schon lange aufgegeben.
     
    Zitronenöl:
    Seit einiger Zeit werden Geräte angeboten, bei denen mittels einer mechanischen Vorrichtung beim Ziehen Zitronenöl versprüht wird. Dies soll den Hund am Ziehen hindern. Gleichzeitig wird Zirtonenöl zum Einreiben gegen Zecken angeboten. Ich denke mehr muß dazu nicht gesagt werden.
     
    Ultraschallgeräte:
    Im Prinzip die gleiche Konstruktion wie beim Zirtonenöl, nur daß hierbei ein für den Hund angeblich hemmender Ultraschallton ausgelöst wird. Gleichzeitig werden Hundepfeifen im Ultraschallbereich für das Herrufen des Hundes angeboten. Auch hier erübrigt sich ein Kommentar.
     
    Teletak Geräte:
    Leider ist dieses Gerät inoffiziell immer noch jedem zugänglich. Während mit den zuvor genannten "Hilfsmitteln" schwere psychische und physische Schäden durch eine unkontrollierte Anwendung erfolgen, ist die Verwendung des Teletak absolut abzulehnen. Schwerste Schäden sind hierbei unausweichlich. Zudem verstärkt sich das Fehlverhalten des Hundes nicht nur, es entstehen falsche Verknüpfungen, sodaß weitere schwerste Fehlverhalten des Hundes zusätzlich auftreten.

Dies Liste läßt sich noch beliebig fortsetzen, doch für alle nicht genannten gilt das zuvor gesagte, auch wenn hierbei unterschiedliche Meinungen vertreten werden. Jedes der zuvor genannten "Hilfsmittel" kann bei erfahrener Anwendung hilfreich sein, ist aber in der Regel beim "normalen" Hundebesitzer nicht hilfreich, sondern verstärkt das Ziehen des Hundes noch mehr.

Wenn es also leider nicht mit einem Hilfsmittel geht, wie dann ?

Zuerst müssen wir die Grundlage für eine Zusammenarbeit in diesem Bereich festlegen. Dies besteht darin, daß wir zukünftig nicht mehr auf die Aktion des Hundes reagieren, sondern der Hund nun auf unsere Aktion hin reagieren muß. Nicht er ist das Alphatier sondern wir.                                                                                                              Zweitens müssen wir die Zusammenarbeit für den Hund interessant gestalten. Immer nur ewige Strecken im gleichen tempo gerade aus zu laufen sind nun einmal langweilig und führen automatisch beim Hund dazu, sich auch für etwas anderes zu interessieren.                                                                                                                                                Drittens müssen wir uns überlegen, was wir wie und wo üben wollen. Planlos verzugehen führt lediglich wieder dazu, daß wir auf den Hund reagieren anstatt selber vorzugeben was wir machen wollen.                                                Viertens müssen wir uns die "Hilfsmittel" überlegen, die wir verwenden wollen. Hier stehen an allererster Stelle an allererster Stelle wir selber. Ein besseres Hilfsmittel gibt es nicht, wir haben uns selber immer dabei und sind die größte Motivation des Hundes mit uns zusammen zu arbeiten. Können wir uns selber entsprechend einsetzen, sind alle anderen Hilfsmittel vollkommen überflüssig. Und dies gilt nicht nur für motivierende Hilfsmittel, wie Ball, Fütter, Spielzeug, sondern auch für alle hemmenden wie Leine, Schlüssel etc.

Wir können unseren Hund das Fuß Laufen gänzlich ohne Leine beibringen. Jedoch ist es für die meisten Hundeführer einfacher erst einmal eine Leine zu verwenden. Verwenden wir eine Leine, so gilt für deren Gebrauch grundsätzlich, daß sie zunkünftig durchhängt und jeglicher Zug (d.h. sobald die Leine auch nur ganz leicht gestrafft ist) eine Aktion des Hundeführers bewirkt. Zudem ist die Verwendung einer 10 Meter Leine ebenfalls hilfreich.

Bevor wir mit dem Üben beginnen, überlegen wir uns was wir genau machen wollen. Für den Anfang eignet sich dafür erst einmal ein ruhige Wiese, später üben wir das alles selbstverständlich an Orten, an denen ein bedeutend größere Ablenkung für den Hund gegeben ist. Für uns selber und somit auch für den Hund ist es anzuraten, jede Fuß Übung mit einem "Sitz" zu beginnen und zu beenden. Dies dient für uns dazu uns zu sammeln und ruhig und bewußt die Übung zu beginnen - für den Hund ist es ein Zeichen (Reiz) daß nun die Zusammenarbeit mit uns gefordert ist. Die Leine wird nicht kurz genommen, sondern soll ganz locker durchhängen. Nun gehen wir genau auf den Punkt im Gelände zu, den wir uns zuvor ausgesucht haben. Dabei wechseln wir die Schnelligkeit unseres Gehens auch genau in den Intervallen die wir uns zuvor vorgenommen haben. Fängt der Hund an zu ziehen, ziehen wir ihn mit einem dem Ziehen entsprechenden Ruck zurück und lassen die Leine sofort wieder durchhängen. Durch dieses Wechselspiel kann der Hund lernen, welcher Bereich um uns herum für ihn angenehm oder aber unangenehm ist. Nützt dies anfangs nichts, bleiben wir einfach stehen, ziehen den Hund zurück, lassen ihn sitzen, und beginnen wieder von vorn. Wie weit wir beim ersten Mal damit kommen, ist vollkommen egal. Wichtiger sind 10 Meter in denen der Hund nicht ziehen konnte als 100 Meter in denen er uns zieht. Nun sind die meisten Hundeführer jedoch auch in ihren alten Gewohnheiten gefangen und bemerken meist nicht einmal das Ziehen des Hundes. Ziehen wird oft erst dann empfunden, wenn der Zug des Hundes eine gewisse Stärke erreicht hat. Anstatt auf leichten Zug bereits zu reagieren, wird lieber die Leine kürzer  oder die Hand weiter nach oben genommen. Also müssen auch wir erst einmal lernen bereits auf leichtes Ziehen konsequent zu reagieren. Bei Glatteis würden wir dies automatisch machen. Um diese Situation zu stellen, sucht man sich einen Weg aus. Die Augen werden geschlossen und man tastet sich mit einem Fuß auf dem Weg, dem anderem im Gras vorwärts. Versucht die Augen dabei geschlossen zu halten. Bei dieser Übung fangen wir automatisch an den Hund zu korrigieren, da wir uns unsicher fühlen. Ähnliches erreicht man auch, wenn mit dem Hund zusammen Hindernisse überquert werden müssen, man einen steilen Hang hinunter läuft, unter einer Schranke durch geht etc. Unser sofortiges Agieren ist gefragt und dies müssen wir uns in ungewöhnlichen Situationen beibringen, damit wir auch im "Normalfall" gezielt agieren.

Bitte beim Zurückziehen des Hundes nicht immer das Wort "Fuß" verwenden, es ist vollkommener Blödsinn. Die meisten Leute ziehen und sagen anschließend Fuß. Die Verkrnüpfung die daraus entsteht, ist das Fuß für den Hund etwas unangenehmes ist - wollen wir nicht genau das Gegenteil erreichen ? Wenn schon, dann doch bitte auch ein lobendes Fuß wenn der Hund es richtig macht (nicht zuviel sonst fängt er an zu springen) und dies genauso häufig wie das strafende Fuß.

Den ersten Schritt haben wir nun also gemacht, mit dem nun wir agieren und dem Hund nur noch die Möglichkeit geben darauf zu reagieren.

Nun kommt es darauf an den Hund auf uns aufmerksam zu machen. Mit lobenden Worten erreichen wir dies meist, sie versagen jedoch, wenn der Hund etwas interessanteres gefunden hat. Also müssen wir hier auch eine Strafe bei Unaufmerksamkeit einsetzen. Hierfür ist nun die 10 Meter Leine gut geeignet. Sie dient nicht dazu dem Hund das Fußlaufen beizubringen, sondern lediglich dazu auf uns zu achten. Wir verwenden sie ebenfalls nur durchhängend. Es geht nicht darum, daß der Hund nun 10 Meter anstatt vorher 1 Meter zu Verfügung hat.                                           Wir laufen mit dem Hund ganz normal los, ohne das Wort Fuß zu verwenden, und drehen uns an einem von uns festgelegten Punkt abrupt in eine andere Richtung um und laufen ganz normal weiter. Dabei wird die Leine nicht länger gemacht, sondern so festgehalten wie wir sie zuvor in der Hand hielten. Dieses Spielchen wiederholen wir so oft wir wollen und wechseln dabei die Länge der Leine so wie wir wollen. Mal hat der Hund 1 Meter, mal 5 Meter, mal 10 Meter zur Verfügung. Wichtig ist es dabei darauf zu achten, daß wir uns in eine andere Richtung begeben als die in die der Hund will, bevor sich die Leine spannt. Auf den darauf für den Hund unangenehmen Ruck reagieren wir überhaupt nicht. Er hat mit uns absolut nichts zu tun. Ist der Hund bei uns wird er natürlich gelobt. Verfängt er sich an einem Pfosten ist das auch sein Problem, beachtet er uns, wird ihm dies zukünftig nicht mehr passieren.

Der zweite Schritt hat nunmehr erreciht, daß der Hund uns beachtet und in unserer Nähe bleibt, da dies für ihn angenehm ist. Nun müssen wir dies weiter ausbauen, damit dies für den Hund auch in der direkten Körpernähe zu uns gilt.

Anstatt nur ziellos durch die Gegend zu laufen, ändern wir die Richtung und Geschwindigkeit so wie wir es und zuvor geplant haben. Eine gute Übung hierzu ist es 8ten zu laufen. Dabei richten wir uns immer nach dem jeweiligen Hund. Der Innenkreis der 8 bewirkt dabei, daß wir den Hund mir dem Knie von uns weg schieben. Der Außenkreis, adß wir den hund zu uns her loben / ziehen. Auch Schlangenlinien, rechtwinklige Richtungsänderungen, Zichzack laufen etc. eignet sich hierzu. Der Hund lernt dabei noch mehr auf uns zu achten. Später machen wir es noch schwieriger, indem wir zum Beispiel ein Tablett dabei balncieren, einen Einkaufswagen schieben, volle Plastiktüten tragen etc.

Nach einigem Woederholen dieser Übungen können wir dann zum eigentlichen Fuß Laufen übergehen, bei dem es sich um eine Art Paarlaugen (wie beim Tanzen, Eiskunstlauf etc.) handelt. Wir selber sind dabei immer der Führende und geben vor was genau gemacht wird.

Haben wir diesen Punkt erreicht, ist die Zusammenarbeit mit dem Hund schon so weit gediegen, daß wir alle Übungen nun auch ohne Probleme ohne Leine durchführen können.

Nicht vergessen -   Planen was gemacht wird - Leinenruck nur ganz kurz, danach sofort wieder durchängen lassen - Lob und Strafe gezielt, also im richtigen Augenblkick in der richtigen Stärke.

 

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.