Verständigungsprobleme zwischen Hund und Hundeführer 

Bei der Ausbildung der Hunde wird in der Regel recht hilf- und planlos vorgegangen. Der Hundeführer weiß zwar was sein Hund machen soll, hat jedoch keinerlei Vorstellung, wie er dies dem Hund beibringen / verständlich machen soll. Das Ausbilden des eigenen Hundes beschränkt sich meist auf die Anweisungen des Ausbilders bzw. auf das einfache Nachmachen dessen was die anderen Hundeführer mit ihren Hunden machen. Dabei wird nicht darauf geachtet wie die Hundeführer sich mit ihrem Hund verständigen und ob dies sinnvoll ist und beim eigenen Hund etwas bewirken würde. Da die Ausbildung der Hundeführer in Bezug auf Gestik, Mimik und Verhalten dem Hund gegenüber meist schlecht ist, werden somit die Fehler anderer automatisch mit in die eigenen Übungen übernommen. Das dies ein Fehler war wird dann erst bemerkt, wenn der eigene Hund genauso schlecht reagiert, wie der von dem man etwas abgeschaut hat. Und selbst jetzt wird in der Regel den Hunden daran die Schuld gegeben und nicht etwa der Ausbildung, also uns selber. Das sich ein Hundeführer konkrete Gedanken macht wie er mit welchen Lernschritten seinem Hund etwas verständlich machen kann, ist die absolute Ausnahme. Ein guter Ausbilder wird gleich zu Beginn der Ausbildung sein Hauptaugenmerk auf die Ausbildung des Hundeführers richten und nicht so sehr auf den Hund. Doch auch nicht jeder Ausbilder ist ein guter Ausbilder und selbst gute können die Augen nicht überall haben. Es sollte jedoch normal werden erst die Hundeführer und parallel zeitversetzt dazu auch deren Hunde auszubilden.

Wenn wir nur das Ziel im Auge haben, daß wir erreichen wollen aber dem Hund nicht verständlich machen können wo wir hinwollen und wie wir vor allem dahin gelangen, muß es zu Verständigungsproblemen kommen. Unser enormer Vorteil ist, daß unsere Hunde immer bereit sind etwas mit uns zusammen zu machen. Sind wir selber auch dazu bereit ?

Hundeausbildung nennt sich zwar so, ist aber eigentlich Hundeführerausbildung und nichts anderes. Nur wenn wir das Kind beim Namen nennen würden, wären wohl viele nicht mehr zu dieser speziellen Zusammenarbeit mit ihrem Hund bereit.

Da in diesem Bereich häufig Mißstände anzutreffen sind, soll auf dieses Thema noch einmal gesondert eingegangen werden. Ein guter Hundeführer kann seinen Hund optimal fördern. Auch wenn dieser schlechte Anlagen haben sollte, kann er aus seinem Hund noch einen guten Suchhund machen und beiden werden ein gutes Team. Ein schlechter Hundeführer kann den bestveranlagten Hund haben und aus sem Ganzen wird nichts.

Also laßt uns endlich gute Hundeführer ausbilden !!!


Im Einsatz ist eine Kommunikation zwischen Hund und Hundeführer oftmals nicht mehr über Worte möglich sondern geschieht über Sichtzeichen. Deshalb ist es für die Suchhundeausbildung äußerst wichtig eine bewußte und gezielte Kommunikation zwischen beiden Partnern zu erreichen.

Verständigungsprobleme zwischen Hund und Hundeführer entstehen immer aus den Unterschieden zwischen dem Körperausdruck und den gesprochenen Worten des Hundeführers. Da wir Menschen uns nun einmal mit Worten verständigen, gehen wir automatisch davon aus, daß der Hund diese auch versteht. Hundesprache ist jedoch Körpersprache und nicht Lautsprache. Unser Hund wird zwar immer den Tonfall unserer Sprache verstehen jedoch niemals den Sinn der Worte. Man kann es spaßeshalber einmal versuchen und dem Hund anstatt Platz z.B. "Apfelbaum" mit dem gleichen Tonfall sagen wie gewohnt und wird sehr schnell feststellen, daß der Hund auch auf Apfelbaum mit Platz reagieren wird.

Auch wenn dies auf den ersten Blick lächerlich erscheint, so ist dies dennoch ein für uns alltäglich auftretendes Problem. Wie oft reagieren Hunde auf die Aufforderung Sitz mit einem Platz. Dies liegt nun nicht daran, daß der Hund die Aufforderung Sitz akustisch nicht verstanden hat, sondern vielmehr daran, daß der Körper des Hundeführers Platz signalisiert, während der Mund ein Sitz artikuliert.

Man braucht sich nur einmal seine eigene Mimik im Spiegel anzuschauen, um zu sehen wie bereits die Mimik unterschiedlich bei den verschiedenen Worten reagiert. Beim Platz ziehen sich die Augenbrauen zusammen, beim Sitz werden sie nach oben gezogen und beim Steh beidseitig zur Seite. Diese für uns unbewußt ausgesandten Signale sind für den Hund erkennbar und führen bei ihm unter Umständen dazu, uns nicht verstehen zu können. Zusätzlich zu unserer Mimik ändert sich auch, uns unbewußt, unsere Körpersprache. Normalerweise nehmen wir eher eine aufrechte Haltung für das Sitz, eine nach unten gebeugte Haltung für das Platz und eine gestreckte Haltung für das Steh ein. Führen wir diese Körpersignale unbewußt aus, ändern sich diese entsprechend unserer Stimmungslage. Wenn der Hund sich nicht hinsetzt, obwohl wir es schon mehrfach gesagt haben, wird unsere Körperhaltung immer bedrohender, wir beugen uns zu ihm, machen einen Schritt auf ihn zu - und schon legt der Hund sich hin anstatt zu sitzen. Kein Wunder. Durch das Überschreiten einer Individualgrenze muß der Hund zurückweichen, bzw. eine Unterwürfigkeit zeigen, unser Körper sagt Platz, auch die Mimik ändert sich zum Platz - während unsere Stimme weiterhin Sitz sagt, aber mit einem drohenden Unterton. Dem Hund bleibt also garnichts anderes übrig als sich hinzulegen.


Zuvor aber hat uns unser Hund schon eindeutig signalisiert, daß er uns nicht versteht. Meist geschieht dies indem der Hund den Kopf weg dreht und anscheinend desinteressiert in der Gegend herumschaut. So deuten wir es jedenfalls. Tatsächlich aber konkurrieren in diese Augenblick zwei Triebe beim Hund, von denen es weder beim einen, noch bei anderen zu einer Endhandlung kommen kann. Diese nervliche Anspannung muß gelöst werden, damit es nicht zu einer Nervenschädigung kommt. Die Anspannung wird in einen anderen Trieb kanalisiert, es kommt zu den sog. Übersprungshandlungen. Die Handlung springt in einen anderen Trieb- bereich über, in dem es dann zu einer Nervenentlastung kommt.

Als Beispiel: Herrufen des Hundes während andere Hunde neben ihm am spielen sind. Beim ersten Rufen ist der Hund zwar noch am Hundeführer interessiert, der Drang weiter zu spielen ist aber größer, da der Hundeführer für seinen Hund im Augenblick relativ uninteressant scheint. Anstatt sich für den Hund interessanter zu machen, versucht der Hundeführer es mit mehr Druck, sprich seine Körpersprache drückt Aggression aus. Dies bewirkt beim Hund eine Hemmung zu ihm zu kommen. Gleichzeitig wird aber durch die Aggression des Hundeführers und dem bisherigen Lernen des Hundes aus solchem Körperausdruck auch das Interesse am Spiel beim Hund gebremst. Beide Triebe lassen sich nun für den Hund nicht mehr ausleben, obwohl weiterhin Reize für den Hund wahrnehmbar sind. Der Hund spielt nun nicht mehr, kommt aber auch nicht. Er sucht sich nun ein Ventil für diesen Stress. Und dies kann sich je nach Hund unterschiedlich äußern, weshalb jedem Hundeführer bekannt sein sollte, für welche Übersprungshandlungen sein Hund prädestiniert ist.

Zu den Übersprungshandlungen zählt man:

  • Aggression gegen Lebewesen oder Sachen
  • extremes Umherlaufen
  • Gähnen
  • Fellpflege bis zum Aufbeißen von Körperteilen
  • Bellen
  • Apathie, d.h. der Hund ist nicht mehr normal ansprechbar

Da nun jeder Hund unterschiedliche Übersprungshandlungen ausführt, sollte der Hundeführer diese kennenlernen. Sei es durch Beobachten des Hundes oder ganz einfach mit dem Bindfadentest. Bei diesem Test leint man den Hund an, befestigt etwas für den Hund interessantes an Ende eines Bindfadens und am anderen Ende des Fadens einen Stock. Nun wird der Bindfaden so vor den Hund gelegt, daß dieser zwar den Stock nicht aber das erwünschte Objekt erreichen kann. Für uns Menschen wäre es ein einfaches am Bindfaden / Stock zu ziehen und somit an das Objekt zu kommen. Hunde denken nun einmal leider nicht so. Wenn der Hundeführer seinen Hund nicht dabei unterstützt, indem er selber am Faden zieht, kommt es sehr schnell zu den erwarteten Übersprungshandlungen. Da wir genau diese bei unserem Hund kennenlernen wollen, sollten wir uns möglichst ruhig dabei verhalten. Es geht nicht darum, daß der Hund lernt wie er an das Objekt kommt, sondern nur um die Übersprungshandlungen. Kennen wir diese, können wir immer auf sie als Warnsignal reagieren, mit dem uns unser Hund sehr deutlich zu verstehen gibt, daß wir uns doch bitte deutlicher ausdrücken mögen.


Verständigungsprobleme lassen sich nun einmal leichter lösen, wenn wir uns auf die Stufe des Hundes begeben, als vom Hund zu verlangen unsere Sprache zu sprechen. Mit dem uns gewohnten Schüler -   Lehrer Verhältnis kommen wir hier nicht weit. Unser Ausbilden ist häufig auf einer Stufe, wo wir als Lehrer über dem Schüler stehen und somit ein Verstehen erwarten.

Doch wie sieht es denn aus wenn wir selber einmal in die Schülerposition kommen ? Dann erwarten wir ganz selbstverständlich, daß der Lehrer sich soviel Zeit, Einfühlungsvermögen und Verständnis nimmt, uns das zu Lernende so zu erklären, daß auch wir es verstehen. Ansonsten halten wir von diesem Lehrer nicht besonders viel.

Damit es also zu einem Lernen kommt, müssen beide Seiten bereit sein konstruktiv aufeinander zu zu gehen. Wenn wir im Urlaub in einem fremden Land sind dessen Sprache wir nicht verstehen, können wir es auch erst auf die gewohnte Art versuchen, indem wir erwarten der andere muß unsere Sprache verstehen. Dies führt jedoch auch hier meist dazu, daß wir nicht weiter kommen. Entweder versuchen wir uns nun in der Landessprache zu verständigen oder wir suchen andere Mittel und Wege um uns verständlich zu machen. Je nachdem wie wichtig uns unser Anliegen ist, sind wir auch bereit dazu unser erhöhtes Podest zu verlassen. Und genau das Gleiche haben wir auch bei der Verständigung mit dem Hund. Wir können nicht erwarten, daß Hunde unsere Sprache sprechen, sind aber gleichwohl dazu fähig die Hundesprache zu lernen. Wir werden dies zwar nie perfekt beherrschen, aber Ansätze langen vollkommen aus sich verständlich zu machen.

Voraussetzung (außer den theoretischen Kennen der Körpersprache des Hundes) ist, daß wir anfangen uns bewußt zu verhalten und sowohl die Stimme, unsere Handlungen, als auch unsere Körpersprache bewußt einsetzen. Um dies zu erreichen müssen wir zu Anfang dies alles etwas übertrieben ausdrücken. Nicht weil unser Hund uns sonst nicht versteht, sondern damit wir selber es wieder wahrnehmen, damit es uns bewußt wird. Vieles machen wir nun einmal aus Gewohnheit, ohne zu merken was wir überhaupt machen und meist sogar ohnen zu bemerken ob unser Verhalten beim Hund überhaupt etwas bewirkt.

Man muß einem Hund nicht hinterher brüllen, damit er einen versteht. Der normale Tonfall langt vollkommen aus, wenn man für den Hund interessant ist. Der gleiche Hund der auf Durchzug stellt, kann im gleichen Augenblick eine Maus im Gras hören, die 20 Meter entfernt leise durch Gras huscht.


Verwendung der Stimme

Damit wir uns konsequenter und verständlicher ausdrücken können, sollten wir dazu übergehen auch hier Hundesprache zu sprechen. Das bedeutet nicht alles hundertmal zu sagen, sondern mit einer stimmlichen Abstufung höchstens drei mal, dann folgt immer und ganz sicher eine Konsequenz für den Hund falls er nicht auf uns reagiert. Einfach gesagt, dem Hund wird im normalen Ton Sitz gesagt, setzt er sich folgt die Belohnung. Setzt er sich nicht, kommt ein zweites Sitz mit einem bestimmteren Ton. Sitz erfolgt wiederum ein Lob. Sitz er auch nach dem zweiten Mal noch nicht, erfolgt vom Hundeführer ein energisches Sitz mit sofort daran anschließendem körperlichen Reaktion. Dadurch lernt der Hund ein konsequentes Verhalten des Hundeführers und somit Regeln, die er befolgen kann, da sie klar umrissen sind. Verhält sich der Hundeführer nicht so, wird der Hund immer auf ein Signal warten, daß ihm klar bedeutet jetzt zu reagieren.

Es kommt jedoch nicht nur auf eine jeweils bestimmtere Tonlage des Hundeführers bei Nichtbeachtung durch den Hund an, sondern auch darauf, die Stimme fördernd, fordernd oder hemmend einzusetzen.

Um beim Beispiel Sitz zu bleiben, wird es immer auf die jeweilige Situation ankommen, wann man z.B. ein förderndes Sitz anwendet. Steht der Hundeführer vor oder neben dem Hund wird immer ein förderndes Sitz angebracht sein, während ein hemmendes immer zum Platz des Hundes führen wird. Was will ich denn erreichen ? Bein Platz will ich den Hund symbolisch gesehen nach unten drücken, beim Sitz nach oben ziehen. Also muß meine Stimme dies auch ausdrücken. Gespielt aggressiv schnell nach unten und lobend, lockend nach oben ziehend.  Der Hundeführer muß ein Gefühl dafür entwickeln, wann er wie mit dem Hund redet. Richtig kann dabei immer nur sein, wenn beim Hund die gewünschte Reaktion erfolgt.

Doch auch angeblich bewußter Stimmeinsatz führt nicht zum gewünschten Erfolg, wenn permanent auf den Hund eingeredet wird. Dabei entsteht lediglich ein Geräuschhintergrund aus dem sich die Aufforderungen, bei denen wir dann wollen, daß der Hund sich danach richtet, vom Hund nicht mehr wahrgenommen werden können. Jetzt hilft erst wieder ein Brüller um den Hund auf uns aufmerksam zu machen. Wir reagieren doch auch nicht anders. Den Geräuschpegel des Straßenverkehrs nehmen wir doch auch nicht mehr wahr. Den Unfall aber sofort, weil sich dieser deutlich vom Geräusch der anderen Autos abhebt und das Geräusch des Unfalls an sich bei uns Neugierde weckt.

Also so wenig wie möglich mit dem Hund reden und nur das was notwendig ist. Dazu gehören Hemmen und Loben gleichrangig.


Und bitte endlich weg mit der Leine. Man führt einen Hund nicht mit der Leine sondern mit dem Kopf. Selbst Anfänger lernen bei mir, daß die Leine immer nur ein Hilfsmittel ist, deren Gebrauch wir lernen müssen. Und was machen wir statt dessen, unkontrolliert am Hund herum ziehen. Wie bitte soll das Ziehen an der Leine beim Hund zum Platz führen. Wir denken doch garnicht darüber nach was wir machen. Da wird ganz einfach mit einem Ruck nach oben gezogen, statt wenn schon dann nach unten, mit dem Erfolg daß der Hund kein Platz macht. Weil er garnicht kann. Zum Platz müßte er nach unten und wir ziehen ihn nach oben. Wir sagen auch nicht erst Sitz oder Platz sondern ziehen schon automatisch an der Leine. Unser gesprochenes Wort ist somit für den Hund vollkommen belanglos, was für ihn wichtig ist, ist die Bewegung der Leine. Ganz problematisch wird die Verwendung der Leine wenn unser Hund Angst vor etwas zeigt und wir die Leine benutzen ihn daran zu hindern dieser Angst auszuweichen. Schafft man so Vertrauen ? Wie häufig wird die Leine bei der Gerätearbeit anfangs eingesetzt ? Wir wollen doch selbständige Hunde denen wir Vorbild sind. Ist es nicht besser sich mehr Zeit für den Hund zu nehmen damit er die Angst überwinden kann, anstatt daß wir ihn in das Angst auslösende hineinziehen ? Klar wird der Hund auch mit der Leine letztendlich über die Leiter laufen, aber sicherlich nicht weil wir ihm soviel Vorbild waren, daß er uns vertraut. Im Einsatz, wenn der Hund ganz auf sich allein gestellt ist in Gefahrensituationen, muß er sie selber lösen können und wir können dann selbst wenn wir es wollten nicht helfen. Also gebt bitte den Hunden auch die Möglichkeit dazu diese mentale Stärke erlangen zu können. Sie nur von ihm zu fordern ist nicht gerade fair dem Hund gegenüber.


Nochmal - damit der Hundeführer anfängt zu denken bevor er handelt, muß ihm die Möglichkeit genommen werden sich weiterhin unbewußt zu verhalten.

Ohne Leine sieht das Ausbilden für den Hundeführer doch schon bedeutend schwieriger aus. Er kann nicht mehr einfach nur noch Druck ausüben und am Hund herumziehen. Entweder findet er jetzt einen Weg sich verständlich zu machen und es klappt oder er muß weiterhin einen Weg suchen.


Verwendung der Körpersprache

Das einzigste Hilfsmittel, daß dem Hundeführer immer zur Verfügung steht ist er selber. Deshalb sollten Ausbilder dieses Hilfsmittel auch so weit als möglich fördern.

Wenn der Hundeführer anfängt zu lernen seine Stimme bewußt einzusetzen, ist der Schritt zum bewußten Körpereinsatz nicht mehr weit. Unser Körper drückt sowieso unsere Stimmung aus. Und wenn wir uns dessen bewußt sind was wir machen, können wir dies auch mit dem Körper ausdrücken.

Die dafür verwendeten Sichtzeichen des Hundeführers sollten wie gesagt zu Anfang sehr markant ausgeführt werden und im Laufe der Ausbildung auf das kleinst mögliche Minimum reduziert werden. Je übertriebener diese Körpersprache vom Hundeführer ausgeführt wird desto einprägsamer ist sie für ihn.

Unsere Hunde brauchen keine ausschweifenden Gesten um uns zu verstehen. Kleine Zeichen reichen hierfür durchaus aus, da Hunde besonders gut auf Bewegungen reagieren. Welche Zeichen der Hundeführer dabei verwendet ist vollkommen egal, solange er für eine Aufforderung immer wieder das gleiche Sichtzeichen bewußt anwendet. Durch eine anfängliche Kombination von Sichtzeichen und gesprochenem Wort wird der Hund sehr schnell beides miteinander verknüpfen, sodaß bald ein kleiner Fingerwink ausreicht sich dem Hund verständlich zu machen. Hundeführer sollten bewußt vor die Übungssituation gestellt werden zum Beispiel ihren Hund zum Sitzen zu bringen, ohne daß sie dabei das Hörzeichen Sitz oder einen Leinenruck verwenden dürfen. Suchhundeführern wird dabei sogar das Verwenden jeglicher Lautäußerungen oder die Verwendung von Hilfsmitteln untersagt. Es sollten auch keine Tips durch den Ausbilder erfolgen, da dies schnell dazu führt, daß alle den gleichen Tip für ihren Hund verwenden. Denn darum geht es hierbei nicht. Zwangsläufig muß sich der Hundeführer nun überlegen, wie er mit seinem Körper den Hund dazu kriegt sich hinzusetzen. Dieses sich Gedanken machen müssen führt dazu, daß das Einsetzen der Körpersprache bewußt geschieht, der Hundeführer sich seine Handlungen durch den Erfolg / Mißerfolg merkt und sie anschließend automatisch übernimmt um sich verständlich zu machen. Zeit darf für diese Übungen selbstverständlich keine Rolle spielen. Die Ausbilder sollten hierbei nur dann eingreifen, wenn sich der Hundeführer in eine Situation monövriert hat, in der der Hund mit den genannten Übersprungshandlungen reagiert und dies vom Hundeführer nicht wahrgenommen wird. Die Aufgabe des Ausbildungswartes ist hierbei vielmehr als eine Art Videokamera zu agieren und objektiv das Verhalten von beiden zu beobachten, um dies dem Hundeführer nachher zu erklären. Selbstverständlich sollten die Übungsaufgaben dem jeweiligem Ausbildungsstand des Teams angepasst sein, damit die Übungen beide zwar fordern, aber auch von beiden mit Erfolg abgeschlossen werden.

Auch sollten Hundeführer die sich augenblicklich nicht mit ihrem Hund beschäftigen dazu angehalten werden die anderen zu beobachten. Es gibt nichts besseres als anderen zuzuschauen um zu lernen. Fast jeder versucht anfänglich das gleiche, macht die gleichen Fehler und hat die gleichen Erfolge. Dies auch bei anderen zu sehen fördert die eigene Kreativität im Umgang mit Hunden. Selbst sehr gute Ausbilder lernen jedesmal Neues dazu durch das Beobachten anderer Hunde und deren Hundeführer.

Es wird uns dann nicht mehr passieren uns vor den Hund zu hocken wenn wir ein Platz erreichen wollen. Jetzt bemerken wir, daß wir uns obwohl wir eigentlich aggressiv spielen, uns dem Hund gegenüber klein machen. Und das paßt nun nicht zusammen. Wir werden merken wie, wie weit und mit  welcher Körperhaltung wir uns dem Hund nähern müssen um ihn daran zu hindern zu uns zu kommen. Und das wir diese Bedrohung gleich wieder aufheben müssen, wenn wir das erreicht haben was wir wollten.

Dadurch das wir Theater spielen, erreichen wir auch, daß wir nicht mehr unbeherrscht reagieren sondern innerlich ruhig bleiben. Dies ist einer der wichtigsten Punkte bei der Zusammenarbeit mit Hunden. Unsere Vorbildfunktion verlangt von uns über den Dingen zu stehen, so wie ein hundlicher Rudelführer auch. Die dazu notwendige Gelassenheit können wir nicht suggerieren wenn wir uns aus der Ruhe bringen lassen. Lassen wir es sowiet kommen, sind wir unserer Sache nicht mehr sicher sondern das Gegenteil ist der Fall. Schreien ist auch Hunden gegenüber immer ein Zeichen von Schwäche und Unsicherheit.

Auch wenn der Hundeführer lernen soll sich konsequent und bewußt zu verhalten und dies manchmal doch recht hart aussehen kann, so ist dies trotzdem besser als erst dann zu reagieren, wenn man auf 180 ist. Sind wir erst einmal auf 180, reagieren wir sowieso mit einer übertriebenen Härte und meist zum vollkommen falschen Zeitpunkt. Gezielt bei der Ausbildung vorzugehen bewirkt auch, daß wir wissen was demnächst bei der Ausbildung passieren wird. Es kommt nicht mehr vor, daß wir plötzlich vor einer Situation stehen, bei der wir immer wieder anders reagieren. Wenn man dem Hund verständlich machen will nichts zu fressen was herumliegt, so muß man die entsprechende Situation stellen. Dadurch daß wir selber das Futter zum Üben auslegen und den Hund dieser Situation aussetzen, wissen wir wann was passieren wird und können geplant in Ruhe darauf reagieren.


Etwas sehr wichtiges wird dem Hundeführer dadurch auch wieder zur Verfügung stehen, welches er verlernt  hat einzusetzen. Das Spielen, wirkliche Freuen und Loben des Hundes. Bedrohen, Druck und Strafe sind jedem Hundeführer ein leichtes dies auszudrücken, auch wenn er dabei beobachtet wird. Ganz anders sieht es aus, wenn er sich auf Komando freuen soll. Es hapert in der Regel gewaltig bei den Hundeführern auch das zuzulassen und sich dem Hund gegenüber gleichrangig zu zeigen.

Warum ? Haben wir nicht zu Anfang, als wir noch einen kleinen Welpen neben uns hatten uns wie ein Kind gefreut, wenn er das erste Mal etwas gemacht hat was wir ihm beigebracht haben ? Wo ist dieses Kindliche, das Freuen ganz aus dem Innersten geblieben ? Was ist so schlimm daran Freude zu zeigen ? Wen interessiert es ob man in diesem Augenblick angreifbar ist ? Wir leben mit unserem Hund zusammen und darum geht es.

Nur noch Erwartungen an den Hund aus den unterschiedlichsten Gründen. Wem müssen wir etwas beweisen ? Dem Hund sicherlich nicht. Sagen wir nicht, es geht ein Team in den Einsatz ? Ein Team, nicht einer mit dem anderen, sondern beide zusammen, ein Rudel. Eine Jagd kann nur Erfolg haben, wenn beide im laufe der Zeit gelernt haben sich so aufeinander abzustimmen, das die Jagd erfolgreich wird. Und wer ehrlich zu sich selber ist, der weiß daß er im Einsatz "jagen" geht.

Und was wären wir denn wirklich im Einsatz ohne unseren Hund ? Ein ganz "normaler" Helfer, Punkt. Wenn wir schon den Ergeiz entwickeln "mehr" zu sein, dann doch bitte zusammen mit unserem Hund. Nicht wir sind es die jemanden finden, wir retten auch niemanden - wenn schon dann unser Hund. Wir haben es ihm auch nicht beigebracht - suchen kann er ganz allein, dazu braucht "er" uns nicht.

Wir haben aber im Hund ein überaus wichtiges und unersetzbares Hilfsmittel für das, was wir erreichen wollen. Nur,   damit wir dieses Hifsmittel einsetzen können, müssen wir die Bedienung und zumindest ansatzweise dessen Funktionsweise lernen. Bei technischen Hilfmitteln machen wir es doch auch. Wieviel einfacher ist doch ein Hund und er ist nicht etwas kaltes technisches dem es egal ist ob wir es verstehen. Unser Hund will, will etwas mit uns zusammen machen. Also gebt ihm die Chance dazu und lernt ihn zu verstehen.


Wenn die oben genannte Ausbildungsmethode angewandt wird, kommen wir unserer Rolle als Rudelführer wieder ein Stückchen näher. Wir sind es jetzt die agieren wie im Rudel das Alphatier auch und nicht mehr nur noch auf die Aktionen reagieren, wie es im Rudel untergeordneten Mitgliedern zugewiesen ist. Die Regeln die wir aufstellen sind für den Hund klar erkennbar, weil wir bewußt und verständlich agieren. Dadurch wird unsere Vorbildfunktion gestärkt und dem Hund Sicherheit gegeben.

Ganz nebenbei entstehen so weitere gute Ausbilder für die die später dazu kommen werden, weil sie gelernt haben zu sehen. Und das sind sicherlich die besseren Ausbilder als die, die ein Amt wollen oder halt "gewählt" worden sind.

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