Vielfach sieht, bzw. hört, man Hundebesitzer deren Hund um sie herum tobt sobald sie mit ihm spielen wollen. Kaum nehmen sie den Ball oder den Stock in die Hand um ihn zu werfen, fängt der Hund unaufhörlich an zu bellen, bis endlich der Stoch geworfen wird.
Nun kann man noch sagen, gut dies stört, wenn überhaupt, nur den Hundebesitzer. Dabei werden jedoch meist die Anwohner vergessen, die oftmals einem "Hundespielplatz" in ihrer Nähe nicht besonders aufgeschlossen gegenüber sind. Treffen sich mehrere Hundebesitzer zeigen oft mehrere Hunde dieses Verhalten und der Lärmspiegel steigt dabei gleich mit.
Bedeutender aber ist der Aspekt, das sich das Bellen der Hunde im Laufe der Zeit nicht nur auf die Spielaufforderung beschränkt wenn der Hundebesitzer sich mit seinem Hund allein beschäftigt, sondern daß in der Regel in Unterhaltung mit anderen nicht mehr möglich ist, weil der Hund unablässig quengelt und bellt.
Wenn wir dies beim Hund ändern wollen, müssen wir uns erst einmal darüber bewußt sein, daß wir selber es waren, die dem Hund das Bellen beigebracht haben. Zwar nicht bewußt aber mit erheblicher Konsequenz.
Wieso das ? Ganz einfach, jedes mal wenn der Hund anfing zu bellen, haben wir als Belohnung den Stock geworfen. Selbst wenn uns das Bellen genervt hat, haben wir zwar versucht den Hund ruhig zu stellen, ab einem gewissen Punkt jedoch wieder geworfen, damit wir wieder unsere Ruhe hatten. Diese Reaktionen von uns laufen unbewußt ab, zumindest in dem Augenblick in dem wir reagieren. Wenn überhaupt, wird uns unser Verhalten erst im Nachhinein bewußt.
Hat zu Beginn beim Hund noch ein Lernprozess stattgefunden, ist das bellen inzwischen zu einem Ritual geworden, welches nicht einmal mehr den Auslöser "Ball" braucht um akitviert zu werden, sondern nun bereits durch andere Reize (Ort, Personen, Hunde etc.) ausgelöst wird. Dies ist daran zu erkennen, daß das Bellen nun bereits mit Erreichen des üblichen Ortes (hier meist noch nicht durch intensives Bellen sondern durch Winseln und starker körperlicher Aktivität des Hundes) ausgelöst wird und nun nicht nur der Hundeführer sondern auch andere oder andere Hunde verbellt werden.
Spätestens hier findet sich nun ein Verhalten welches durchaus auch für andere unangenehm werden kann. Je nach Wesen des Hundes finden mehr oder weniger schnell zusätzliche Übersprungshandlungen statt. Hierbei versucht der bellende Hund oft einen anderen Hund von hinten anzurempeln bzw. diesen in den Nacken oder die Seite zu knuffen. Dies führt wiederum je nach Hund zu einer Verteidigungsreaktion dieses Hundes. Der Schritt zu Rauferei ist nun nicht mehr weit.
Auch Menschen gegenüber wird oft das Verhalten der Hunde grober. Der Ball wird nicht mehr vorsichtig aus der Hand genommen sondern meist geschnappt und es ist nur eine Frage der Zeit, wann ein Finger dabei mit erwischt wird.
Das Bellen des Hundes ist in der Regel eine Übersprungshandlung, welche einfach ausgedrückt den Sinn hat aufgestaute Nervenanspannungen zu lösen, damit keine organischen Schäden hieraus resultieren. Es sollte uns also immer bewußt sein, das wir bei jeder Ausbildung des Hundes (egal ob wir dies bewußt oder unbewußt machen) auf die Psyche des Hundes einwirken.
Wollen wir dieses Bellen beim Hund in ein ruhiges Verhalten ändern, müssen wir konsequent ein ruhiges Verhalten des Hundes belohnen (der Ball wird erst geworfen wenn der Hund ruhig ist) und das Bellen "bestrafen" (ein eindringliches "Ruhig" und der Ball wird nicht mehr geworfen bis der Hund ruhig ist). Hierbei ist anfangs Fingerspitzengefühl gefordert. Der Hund wird nun einmal nicht einfach ruhig sein weil wir es gerade wollen, sondern mit seinem erlernten Verhalten weitermachen, da es bisher immer zum Erfolg geführt hat. Die Zeitspanne die wir vorgeben muß also so gewählt werden, daß wir selber und der Hund einen Erfolg beim Ruhigsein haben. Erwarten wir hierbei anfangs zu viel, führt dies häufig zu einem genervten Abbruch (der für beide ein Mißerfolg und somit nicht förderlich für weitere Übungen ist) oder zu einem unbewußten Rückfall in das alte Schema.
Wähernd wir also anfangs noch mit Sekunden des Ruhigseins zufrieden sind und den Hund mit dem Werfen dafür belohnen, bauen wir diese Zeitspanne im Laufe der Zeit mit Gefühl immer weiter aus. Auch die Orte an denen wir dies üben werden immer wieder gewechselt, damit es nun eine für den Hund immer gültige Regel wird, Erfolg nur durch ruhiges Verhalten zu haben. Bauen wir noch vorherige Sitz, Platz oder andere Übungen mit ein, wird aus dem ganzen nicht nur ein Umlernprozess sondern auch ein gezieltes Beschäftigen mit dem Hund, was wiederum zu mehr Ausgeglichenheit, Aufnahmefähigekeit beim Hund und zu einem besseren Verstehen des Hundes beim Hundeführer führt.
Selbstverständlich ist es bedeutend einfacher dies zuerst allein mit dem Hund zu üben als dies in einer Gruppe zu machen, in der sowohl die Hunde als auch deren Hundeführer ein Fehlverhalten zeigen. Da wir eine Änderung jedoch nicht innerhalb kürzester Zeit erreichen können (wir haben ja lange genug das falsche Verhalten belohnt), wird der Hund das Bellen anfangs in der Gruppe weiter zeigen. Hierbei können wir nur derart einwirken, daß wir selber das Bellen nicht mehr belohnen (und zwar bei allen Hunden der Gruppe), auf den Hund mit der Stimme einwirken sobald er bei anderen Leuten bellt und ihn notfalls zu uns rufen und indem wir versuchen den anderen Hundeführern zu erklären warum wir was machen.
Allerdings sollten wir nicht auf die Mitarbeit der anderen rechnen, da jeder erst dann anfängt sein Verhalten zu ändern, wenn dies der einfachere Weg ist. Sprich das Verhalten des Hundes muß derart nerven, daß uns der langatmige Umlernprozess, zusammen mit unserem bewußten Handeln, einfacher erscheint als das stänige Bellen des Hundes. Auch bei uns selber bringt es überhaupt nichts zu versuchen das Verhalten des Hundes zu ändern, wenn wir nicht wirklich beriet dazu und und es nicht wirklich WOLLEN. Im Gegenteil wenn wir nicht wirklich Wollen, brechen wir das Ganze wieder ab, was automatisch zu einer Verschlimmerung des vorherigen Verhaltens führt.
Das Wichtigste bei diesem Umlernprozess ist, daß wir selber uns unserer Handlung bewußt sind und nicht mehr in das alte Schema der Belohnung für's Bellen zurückfallen. Dieses alte Schema hat für den Hund immer und immer wieder zum erfolg geführt, also müssen wir nun dafür sorgen, daß mit der gleichen Konsequenz nun ein ruhiges Verhalten des Hundes immer und immer wieder für ihn zum Erfolg führt. Es muß uns also ein ruhiges Verhalten genauso auffallen wie das Bellen zuvor.
Damit dies möglich ist, müssen nun auch wir lernen. Es liegt nun mal in der Natur der Sache daß Störendes viel eher wahrgenommen wird als etwas was "normal" ist. Man braucht sich nur einmal überlegen, wann man den Hund das letzte Mal für das unaufgeforderte Sitzenbleiben an der Straße gelobt hat. Es ist für uns "normal" geworden und somit erfolgt auch keine Reaktion unsererseits. Ganz anders aber, wenn er mal nicht sitzen bleibt sondern weiterläuft. Dann reagieren wir sofort.
Nun versuchen viele ihren Hund dazu zu bringen ruhig zu sein, indem sie versuchen ihn zu beruhigen. Ein Weg der meist zu einer Verstärkung des Problems führt. Hunde verstehen nun einmal nicht den Sinn unserer Worte sondern lediglich den Tonfall. Beruhigende Worte sind aber immer vom Tonfall her lobend. Da der Hund dabei selber nicht ruhig ist, aber vom Hundeführer "lobende" Worte hört, lernt er daraus dieses Verhalten weiter zu zeigen weil es dafür belohnt wird. Ein Lernprozess der sich noch intensiver beim Verhalten des Hundes anderen Hunden gegenüber zeigt. Bestes Beispiel hierfür sind die "Aufzughunde", die von ihrem Hundeführer mit der Leine auf den Arm hochgerissen werden und dort weitertoben. Aus einer durchaus verständlichen Angst heraus, haben diese Besitzer kleinerer Hunde, ihrem Hund nichts anderes beigebracht als auf dem Arm herumzubellen, sehen das Verhalten ihres Hundes nicht mehr objektiv, loben ihn für sein Bellen und werden zudem jedes Mal weiter in ihrer ursprünglichen Angst bestätigt, da der fremde Hund nun auch auf den eigenen bellenden Hund reagiert. Dies führt dann schon so weit, daß der Hund auf dem Arm automatisch anfängt zu bellen, egal ob er den anderen Hund bereits gesehen hat oder nicht. Beide Hund und Hundeführer führen nun ein Ritual aus, das durch den Anblick eines anderen Hundes ausgelöst wird, egal ob nun ein tatsächlicher Grund noch vorliegt, der mal zu einer Angst geführt hat oder nicht. Das ganze Problem verstärkt sich, anstatt das es zu einer Lösung kommt. Beide sind in der Spirale gefangen und finden keinen Ausweg, da das Handeln nur noch rein emotional erfolgt ohne jegliche Reflektion darüber was tatsächlich passiert und welche Folge daraus resultieren.