Lernen des Hundes
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die CD dazu |
angeborene auslösende Mechanismen
erlernte auslösende Mechanismen bedingte Reflexe A bedingte Reflexe B Einsichtslernen Nachahmungslernen Konditionierung Differenzieren Verketten Verallgemeinern
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unbewußtes Verhalten des Hundeführers
konsequentes Verhalten Körpersprache das schlechte Gewissen Hilfsmittel Belohnung Strafe |
Um unseren Hunden beibringen zu können, auf ein bestimmtes Zeichen von uns eine bestimmte Handlung auszuführen, sollten wir über ein Grundwissen darüber verfügen, wie der Vorgang des Lernens beim Hund abläuft. Jeder Hund kann von sich aus Herkommen, sich setzen, sich hinlegen etc., wir bringen ihm lediglich bei diese Handlungen dann auszuführen, wenn wir es wollen. Grundsätzlich läßt sich keinem Hund etwas beibringen, was er nicht auf den zuvor angesprochenen Trieben beruht, auch wenn der Zusammenhang oft nicht auf dem ersten Blick ersichtlich ist. Grob gesagt entsteht ein Lernen durch Versuch und Irrtum, bzw. durch Erfolg und Mißerfolg, man unterscheidet hierbei jedoch zwischen unterschiedlichen Arten des Lernens. Ein Tier kann durch Lernen lediglich die Auslösbarkeit angeborener Handlungen verändern und angeborene Handlungselemente zusammenfügen. Um nicht zu kompliziert zu werden, soll auf die einzelnen Lernarten hier nur kurz, auf die uns betreffende Lernart dafür intensiver, eingegangen werden. Arten des Lernens Angeborene auslösende Mechanismen (AAM) Hierunter versteht man ein Lernen, bei dem ein bestimmter Schlüsselreiz einen angeborenen, instinktmäßigen Mechanismus in Gang setzt, welcher durch den Hund willentlich nur bedingt beeinflußbar ist. Ein Hund der eine Maus im Gras rascheln hört (Schlüsselreiz) wird instinktmäßig den sog. Mäuselsprung (angeborener Mechanismus) ausführen. Rascheln wir mit unserer Hand unter der Bettdecke, wird der Hund gleichermaßen reagieren. Erlernte auslösende Mechanismen (EAM) Hierunter versteht man ein Lernen, bei dem ein bestimmter Schlüsselreiz einen erlernten Mechanismus in Gang setzt. Ein Hund der die Türglocke läuten hört (Schlüsselreiz) lernt im Laufe der Zeit, das Rudelfremde das eigene Revier "bedrohen" und fängt an zu bellen (erlernter Mechanismus). Allein der Schlüsselreiz (Klingeln) genügt dieses Verhalten auszulösen, egal ob jemand vor der Tür steht oder nicht. Bedingte Reflexe A Unter dieser Art des Lernens versteht man die Aneignung der Fähigkeit auf einen bestimmten Reiz mit einer Reaktion zu antworten, die ursprünglich einen anderen Reiz benötigte um ausgelöst werden zu können. Hört sich kompliziert an, deshalb ein Beispiel zur besseren Erklärung. Der Geruch von Futter (Schlüsselreiz) versetzt den Hund beim Fresstrieb in die sog. Triebstimmung. Diese wiederum führt dazu das der Hund in Erwartung des Futters anfängt zu speicheln (Reaktion). Wird nun der Geruch des Futters mit dem Öffnen der Schrankschublade kombiniert, wird nach mehrmaliger Wiederholung allein das Geräusch der Schublade den Hund in die Triebstimmung des Fresstriebes versetzen, es kommt wieder zum Speichelfluß. Der auslösende Schlüsselreiz ist nunmehr nicht mehr der Geruch des Futters, sondern das Geräusch der Schublade. Wird das Öffnen der Schublade nun mehrfach zu immer der gleichen Zeit durchgeführt, wird nun allein die Uhrzeit den Hund in Triebstimmung versetzen und zum Speichelfluß führen. Somit hat der Hund gelernt zu einer bestimmten Uhrzeit (Schlüsselreiz) mit dem Speicheln (Reaktion) zu beginnen. Ursprünglich wurde die Reaktion erst durch den Geruch des Futters (ehem. Schlüsselreiz) ausgelöst. Bedingte Reflexe B Unter dieser Art des Lernens versteht man die Fähigkeit durch Versuch und Irrtum Handlungen zu erlernen, die keinerlei Beziehung mehr zu den ursprünglichen Instinkthandlungen haben. Ein Hund wird in einen Käfig eingesperrt. Dieser Schlüsselreiz löst beim Hund den Fluchttrieb aus, der Hund versucht zu entkommen. Er setzt hierbei seine Pfoten ein um den Käfig zu öffnen (ursprüngliche Instinkthandlung). In diesem Käfig ist eine Lampe installiert, die aufleuchtet sobald der Hund eine bestimmte Stelle am Boden des Käfigs mit den Pfoten berührt. Sobald diese Lampe brennt, fällt ein Futterbröckchen in den Käfig. Zufälliges Berühren dieses Kontaktes führt zum Brennen der Lampe sowie zu einer Futtergabe. Je länger der Hund nichts zu fressen bekommt und somit in der Triebstimmung Fressen ein immer geringerer Schlüsselreiz notwendig ist, um diesen Trieb zu aktivieren, desto schneller lernt der Hund durch Versuch und Irrtum den Kontakt auszulösen und somit an Futter zu gelangen. Aus der ursprünglichen Instinkthandlung (Bewegung der Pfoten zur Flucht) ist durch Versuch und Irrtum eine zielgerichtete Handlung (berühren des Kontaktes) geworden, welche mit der ursprünglichen Instinkthandlung nichts mehr gemein hat. Insbesondere im Bereich des Neugierdetriebes und des Spielens wird diese Art des Lernens vom Hund angewendet. Einsichtslernen Unter dieser Art des Lernens versteht man die Fähigkeit durch einsichtiges Verhalten, ohne vorherigen Versuch / Irrtum Lernprozess, in einer dem Hund bisher unbekannten Situation zu reagieren. Eine sehr seltene Art des Lernens, die an die Grenzen der Leistungsfähigkeit der Hunde geht. Damit ein Hund auf diese Art lernen kann, muß er über entsprechende Erfahrungen verfügen und somit sehr viel Möglichkeiten im bisherigen Leben gehabt haben zu lernen. Nur ältere Hunde oder Hunde mit denen täglich gearbeitet wird, können dieses Lernen anwenden. Insbesondere bei selbständig arbeitenden Hunden (Diensthunde) wird diese Art des Lernens gefördert und gefordert. Nachahmungslernen Eine Art des Lernens die zwar sehr schnell beim Hund funktioniert, in der Regel für den Hundeführer sinnlos ist. Nachgeahmt wird dabei vom Hund die Handlungen eines anderen Hundes. Da Hunde untereinander keine Kommunikationsschwierigkeiten haben, ist dieses Lernen für den lernenden Hund sehr einfach. Leider wird er das geforderte Verhalten jedoch nur zusammen mit dem andern Hund ausführen. Zudem besteht das Kommunikationsproblem zwischen Hund und Hundeführer weiter, eine gezielte Ausbildung des Hundes kann auf diesem Weg nicht erfolgen. Es sei denn, der Hundeführer animiert den Hund das vom Hundeführer durchgeführte Verhalten nachzuahmen. Ein Hund sollte somit nicht von einem anderem Hund lernen auf einem Baumstamm zu laufen, sondern z.B. dadurch, daß er dem Hundeführer auf dem Baumstamm hinterherläuft. Bei ängstlichen Verhaltensweisen des Hundes eine sehr geeignete Methode, wenn der Hundeführer sich als Vorbild erweist. Bei anderen Lernprozessen ungeeignet, da dieses Lernen nicht zu einem eigenständigen Lernen des Hundes führt. Konditionierung Die von uns am häufigsten angewandte Methode um dem Hund etwas zu lernen. Durch wiederholtes Einüben einer bestimmten Reaktion in immer der gleichen Situation erfolgt beim Hund ein Lernen, wenn die gewünschte Reaktion zu einem Erfolg für den Hund führt, bzw. wenn die unerwünschte Reaktion zu einem Mißerfolg für den Hund führt. Dieses Lernverhalten kann jedoch, ohne daß wir dies wollen, auch zu unerwünschtem Fehlverhalten führen. Ein Beispiel: Der Hundeführer bleibt stehen (Situation) und gibt seinem Hund das Zeichen "Sitz". Setzt der Hund sich (erwünschte Reaktion) hat der Hund durch die Belohnung durch den Hundeführer seinen Erfolg. Bleibt er stehen und setzt sich nicht, führt dies für den Hund zu einem Mißerfolg, da er vom Hundeführer korrigiert wird, d.h. nur das Hinsetzen führt zum Erfolg. Durch wiederholtes Einüben lernt der Hund die erwünschte Reaktion (Setzen) in einer bestimmten Situation (Hundeführer bleibt stehen) immer auszuführen um seinen Erfolg (Lob) damit zu haben. Ein anderes Beispiel: Ein Hund erhält das Zeichen "Platz" (Situation) und legt sich hin (Reaktion). Der Hund liegt (Situation) und kurz darauf springt vor ihm ein Reh auf, welchem der Hund sofort hinterher hetzt (Reaktion). Durch das Jagen des Rehes erhält der Hund seinen Erfolg, da jagen lustbetont ist. Hat der Hund mehrmals dazu die Gelegenheit, lernt er eine uns unerwünschte Reaktion (Suchen nach Rehen und Hetzen der Rehe) in einer bestimmten Situation (Platz Zeichen) immer auszuführen um damit Erfolg (Jagen) zu haben. Das erste Beispiel zeigt die bewußte Ausbildung des Hundes, das zweite die unbewußte Ausbildung des Hundes. Beide Arten der Ausbildung wenden wir an, wobei die unbewußtes Ausbildung von uns aus weitaus intensiver erfolgt, ohne uns dessen bewußt zu sein. Bei beiden Arten handelt es sich um ein Lernen des Hundes, das für ihn Arten jeweils zum Erfolg führt. Fehlverhalten des Hundes sind so gut wie immer anerzogen und werden durch den Hundeführer äußerst konsequent weiter beim Hund gefördert, da es sich hierbei immer um ein unbewußtes oder unbeabsichtigtes Verhalten des Hundeführers handelt. Beispiele für unbewußtes oder unbeabsichtigtes Fehlverhalten des Hundeführers: Man geht mit dem Hund nachts durch eine Gartenanlage. Es kommt einem eine suspekte Person entgegen, so daß einem nicht gerade wohl in der Haut ist. Unsere Körperhaltung ändert sich unbewußt und signalisiert dem Hund, daß unser Fluchttrieb aktiviert ist. Auf diesen bedrohlichen Schlüsselreiz reagiert der Hund nun auch mit dem Fluchttrieb. Da wir aber immer weiter auf die Gefahr zu laufen, schlägt beim Hund der Fluchttrieb in den Aggressionstrieb um, er fängt an zu knurren. Dies gibt uns zwar etwas Sicherheit zurück, wir wissen aber noch nicht, ob es sich wirklich um eine bedrohliche Situation handelt oder nur um einen harmlosen Passanten. Also fällt unser Zeichen für den Hund wieder ruhig zu sein nicht besonders energisch aus. Im Gegenteil, wie wir meinen mit beruhigender Stimme (in Wirklichkeit lobender Stimme), geben wir dem Hund das Zeichen ruhig zu sein. Der Hund knurrt also weiter, leiser zwar, aber er knurrt. Erst wenn wie an der Person vorbei sind und nichts passiert ist, wird unser Zeichen Ruhe zu geben wieder energischer. Da wir in ähnlichen Situation aus eigener Unsicherheit immer ähnlich reagieren, lernt der Hund zukünftig nachts alle sich nähernden Personen zu bedrohen. Erst wenn sich dieses Verhalten zu einen Ankläffen aller sich nähernden Personen oder zu einem Ankläffen einer uns bekannten Person entwickelt hat, fällt uns das Fehlverhalten des Hundes auf und wir reagieren heftiger. Die Ursache dieses Fehlverhaltens liegt jedoch bei uns selber. Wir haben dem Hund unbewußt genau dieses Verhalten beigebracht, indem wir ihn in solchen Situationen immer durch unsere Stimme dafür belohnt haben. Gerade Hundebesitzer kleinerer Hunde nehmen ihre Hunde aus Angst um den Hund auf den Arm, sobald sich ein größerer Hund nähert. Auf diese Angst des Hundeführers reagiert der kleine Hund genauso wie im zuvor geschildertem Fall. Der Hundeführer versucht auch in diesem Fall seinen Hund mit weicher Stimme zu beruhigen. Der Hund jedoch versteht nicht den Sinn dieser Worte, sondern nur den Tonfall. Und dieser ist eindeutig belohnend. Der Hund lernt also im Laufe der Zeit sofort los zu kläffen sobald er auf dem Arm ist und sich ein anderer Hund nähert. Auch hier liegt die Ursache des Fehlverhaltens des Hundes eindeutig in der bisherigen Verhaltensweise des Hundeführers. Ein Hund fängt an zu bellen um den Ball geworfen zu bekommen. Der Hundeführer wirft. Der Hund lernt also zu bellen, damit der Ball geworfen wird. Dem Hundeführer ist keinesfalls bewußt, daß er dabei ist seinen Hund zum Kläffer zu erziehen. Ein Hund soll herkommen und kommt nicht. Der Hundeführer rennt dem Hund hinterher, kann ihn aber nicht einfangen. Nach längerer Zeit dieses Spieles kann er den Hund dann endlich schnappen und fängt aus vermeintlich berechtigtem Zorn an zu strafen. Nach einigen dieser Vorfälle lernt der Hund bei dem Zeichen "Hier" tunlichst die Nähe des Hundeführers zu meiden, da dies mit Mißerfolg verbunden ist. Der Hundeführer hat seinem Hund ganz einfach beigebracht sich bei dem Zeichen "Hier" möglichst außerhalb der Reichweite des Hundeführers aufzuhalten. Die Liste an Beispielen ist so lang wie die Liste der Fehlverhalten der Hunde. Um also ein Fehlverhalten des Hundes in ein erwünschtes Verhalten ändern zu können, muß sich der Hundeführer erst einmal seiner eigenen Reaktion bewußt werden, um die Verhaltensabläufe in die gewünschte Richtung ändern zu können. Dieses sich bewußt werden des eigenen Verhaltens, der anschließenden konsequenten Änderung des eigenen Verhaltens dauert jedoch seine Zeit. Erfolge sind meist nicht schon nach kurzer Zeit zu erreichen, man muß mit Teilzielen erst einmal zufrieden sein. Zudem hat der Hund meist über längere Zeit gelernt das unerwünschte Verhalten auszuüben (jeweils mit Erfolg), so daß eine Umerziehung auch seine Zeit braucht. Bei der Ausbildung des Hundes kommt es somit darauf an bewußt vorzugehen, vor allem beim Einsatz von Belohnung und Strafe. Beide Erziehungsmittel wirken nur dann, wenn sie gezielt, im richtigem Augenblick, in der richtigen Stärke und entsprechend des aktivierten Triebes angewendet werden. Der Erfolg der Anwendung läßt sich eigentlich immer gleich im Anschluß daran erkennen. Nur wenn der Hund etwas gelernt hat und somit eine erwünschte Handlung ausführt oder eine unerwünschte Handlung unterläßt, hat das jeweilige Erziehungsmittel gewirkt. Bei der Hundeerziehung ist sowohl die antiautoritäre, als auch die autoritäre (in Sinne von Gewalt) vollkommen sinnlos. Eine Erziehung kann nur dann funktionieren, wenn wir uns antrainieren hundliche Verhaltensweisen zu übernehmen. Belohnung Während uns bei der Bestrafung des Hundes immer neue Methoden einfallen, ist unsere Flexibilität bei den Belohnungen nicht besonders hoch. Meist beschränken wir uns auf das üblichen Futterbröckchen und ein Tätscheln des Kopfes. Mal ehrlich ist dies eine Belohnung? Wären wir selber mit einer solchen Belohnung zufrieden? Wie gesagt eine Belohnung intensiv genug sein um beim Hund als Erfolg empfunden werden zu können und somit wirken zu können. Ein satter Hund wird auf ein "Belohnungshäppchen" wahnsinnig erfreut reagieren. Ein leichter Klaps auf den Kopf wird sicherlich ebenfalls als große Belohnung empfunden. Das übliche Stöckchenwerfen ist auch nichts neues mehr, zumal nach dem 50sten Mal. Es gibt sehr vieles was für den Hund als Erfolg empfunden wird. Das Öffnen der Haustür ebenso wie ein richtiges miteinander Schmusen, Körperpflege, Zuwendung, Dabei sein dürfen, Sich ausruhen dürfen etc. Die beste Belohnung sind wir immer noch wir selber. Doch allein schon das körperbetonte Spiel mit seinem Hund in der Öffentlichkeit fällt vielen Hundeführern sehr schwer. Aber gerade diese Hemmungen sollten wir ablegen, da Hunde sich nun einmal mittels der Körpersprache verständigen. Belohnungen dürfen jedoch auch nicht zu intensiv ausfallen, um nicht unbewußt ein daraus entstehendes Fehlverhalten des Hundes zu belohnen. Wenn ein Hund Platz machen muß und wir uns anschließend entfernen, darf bei der Rückkehr keinesfalls der Hund so intensiv gelobt werden, daß er sich hinsetzt. Das Lob darf nur für das Befolgen des Zeichens Platz erfolgen. Ansonsten wird der Hund lernen sich jedesmal bei der Rückkehr des Hundeführers hinzusetzen, damit er dafür belohnt wird. Während wir bei einem Fehlverhalten des Hundes oft sofort reagieren, reagieren wir bei einem richtigem Verhalten des Hundes zwar noch in der Ausbildungsphase, später erwarten wir das gewünschte Verhalten jedoch ganz einfach. Ein Lob unsererseits entfällt dann. Ein junger Hund lernt von uns sich jedesmal am Straßenrand hinzusetzen und erhält dafür sein Lob. Mit der Zeit entfällt unser Lob hierfür, der Hund weiß ja was er machen soll. Wir bleiben natürlich im Laufe der Zeit auch nicht mehr immer solange am Straßenrand stehen bis der Hund sitzt. Wenn wir es eilig haben gehen wir auch so über die Straße. Der Hund erhält seinen Erfolg nun für das Mitlaufen und nicht mehr für das Hinsetzen. Im Gegenteil für das Hinsetzen ist der Erfolg entfallen. Also lernt unser Hund über die Straße zu laufen. Jetzt reagieren wir natürlich wieder sofort – mit Strafe aber auch mit Aufmerksamkeit, also Belohnung. Eigentlich sollten wir uns jedoch dafür selber strafen, wir haben ihm schließlich beigebracht, daß die alte Regel (Hinsetzen) nicht mehr gilt, sondern die neue Regel (über die Straße laufen). Es hilft nichts, man muß lernen bewußt zu reagieren, um etwas zu bewirken, also auch bewußt belohnen. Strafe Während wir bei der Belohnung eigentlich nur aus Freude über das Verhalten des Hundes handeln, liegen bei der Bestrafung meist unterschiedliche Gründe für uns vor. Und bis auf eine sind alle vollkommen sinnlos. Wir reagieren uns dabei lediglich ab und verstärken meist damit noch das Fehlverhalten des Hundes. Eine Bestrafung aus Rache oder Zorn, weil der Hund etwas getan hat, wo er doch angeblich genau weiß, daß dies verboten ist, erfolgt meist in großem zeitlichem Abstand zu dem ausgeübtem Fehlverhalten und ist allein deshalb schon sinnlos. Der Hund lernt daraus nur unsere Anwesenheit nun mit Angst zu verbinden. Ein Hund hat daheim im Abwesenheit des Hundeführers dessen Schuhe zernagt. Später kommt der Hundeführer heim und der Hund läuft im beim ersten Mal noch freudig entgegen. Der Hundeführer entdeckt die Schuhe und straft den Hund. Dies empfindet der Hund als Strafe für das auf den Hundeführer zu laufen. Er wird also weiterhin die Schuhe zernagen. Nur wird er beim nächsten mal wenn der Hundeführer die Schuhe entdeckt und etwas lauter wird, nicht mehr so dumm sein und zum Hundeführer kommen. Also wird die Strafe nur noch stärker. Der beste Weg eine Angst des Hundes vor dem Hundeführer aufzubauen. Eine Bestrafung aus Angst vor dem Hund ist gar nicht so ungewöhnlich und kann sicherlich nicht erfolgreich sein. Allein die Mär davon, daß sich jeder Hund mal gegen seinen Hundeführer stellen wird, versetzt viele so in Angst, daß der Hund schon bei Kleinigkeiten so hart bestraft wird, damit er sich dies ja niemals trauen wird. Eine übertragende Bestrafung dürfte die zweithäufigste und unfairste Bestrafungsart sein. Man muß nur schlechte Laune haben und schon kann es passieren, daß der Hund den ganzen Frust abbekommt. Es ist verständlich daß dies mal passieren kann, wir sind auch nur Menschen, aber ist nicht zu entschuldigen. Zudem kann wird beim Hund das Vertrauen welches er bereit ist uns entgegen zu bringen nachdrücklich zerstört. Eine Bestrafung aus angeblich berechtigter Empörung weil der Hund gegen ein Gesetz verstoßen hat ist wohl die häufigste Bestrafungsart. Gleichwohl vergessen wir dabei häufig, daß wir selber die Gesetze immer wieder ändern (siehe Beispiel Straße). Für den Hund absolut unverständlich und deshalb vollkommen sinnlos. Wenn Gesetzesübertretungen unsererseits bestraft werden, dann nur wenn wir selber als Vorbild diese Regeln konsequent einhalten. Ein weiteres Problem bei der Bestrafung liegt darin, daß sie meist beim ersten Fehlverhalten nicht intensiv genug durchgeführt wurde und somit verstärkt wird. Ist diese Verstärkung schleichend ergibt sich beim Hund ein Gewöhnungseffekt, so daß letztendlich selbst extreme Strafen beim Hund nicht mehr wirken. Außerdem kommt es aus Unwissenheit oftmals zu einer Erweiterung der Fehlverhalten. Ein Hund der in die Wohnung macht, wird von seinem Hundeführer dadurch gestraft, daß er die Hundenase in den Kot drückt, einen Klaps bekommt und mit lauter Stimme gestraft wird. Folglich wird der Hund zwar weiter in die Wohnung machen, sich jedoch aus Angst unter das Bett verkriechen, wenn der Hundeführer die Bescherung sieht. Dieser fühlt sich nunmehr noch mehr empört und versucht den Hund unter dem Bett hervorzuziehen, um ihn bestrafen zu können. Dem Hund, der keinerlei Rückzugsmöglichkeit mehr hat, bleibt aus lauter Angst nichts anderes übrig, als den Hundeführer anzuknurren und notfalls nach ihm zu schnappen. Dies wiederum erzeugt beim Hundeführer Angst vor den Zähnen des eignen Hundes. Mit Druck bekommt er den Hund nicht unter dem Bett hervor, also versucht er ihn mit einem Futterbröckchen hervor zu locken. Dies gelingt und der Hund wird natürlich sofort gestraft, man ist ja jetzt entsprechend sauer. Die Folge der ganzen Geschichte wird sein, daß der Hund gelernt hat weiter in die Wohnung zu machen , das Herkommen zu verweigern und zu knurren um Futter zu bekommen. Der Hundeführer hat nun zudem noch Angst vor seinem Hund. Aus dem Anfangsproblem sind weitaus intensivere weitere Fehlverhalten entstanden. An diesem Punkt sei noch zu dem angeblich schlechtem Gewissen kurz etwas gesagt. Fast alle Hundeführer behaupten, ihr Hund wisse genau daß er etwas Verbotenes getan habe und deshalb so schuldbewußt drein schaue. Warum macht der Hund dann genau dies weiterhin, wenn er weiß, daß es verboten ist? Um sich immer wieder dafür eine Strafe abzuholen? Weil er so dumm ist? Es gibt kein schlechtes Gewissen bei Hunden, jedenfalls nicht so wie wir es empfinden. Schlechtes Gewissen setzt die Begriffe Moral und Besitz voraus, über die der Hund nicht verfügt. Daß der Hund so reagiert, liegt ausschließlich an ihrem eigenem Verhalten in dem Hund bekannten Situationen, ihrer Körperhaltung, und ihrer Stimme. Sie brauchen ganz einfach mal nur einen Test machen und mit sehr freundlicher gelöster Stimme mit ihrem Hund in einer solchen Situation reden. Sie werden sehen, daß ihr Hund mit allen Anzeichen der Freude reagiert und keineswegs mit einem schlechtem Gewissen (das Verbotene ist immer noch geschehen, nur sie reagieren diesmal anders) Also, wenn denn schon Strafe sein muß, dann so selten wie möglich, so intensiv wie notwendig, im richtigem Augenblick und falls möglich durch die Umwelt. Zudem muß automatisch richtiges Verhalten immer belohnt werden. Strafe so wenig wie möglich, Belohnung so oft wie möglich. Bei der Ausbildung sollten unsere Zeichen dem Hund möglichst bewußt und unabhängig von der jeweiligen Stimmung gegeben werden. Ein "Platz" Zeichen in einer gelösten Stimmung versteht der Hund anders als in einer genervten Stimmung. Körpersprache Wir sind es gewohnt mit unserer Sprache zu arbeiten, für uns ist dies normal. Vergessen dabei jedoch, daß die von uns artikulierten Worte für den Hund keinerlei Sinn ergeben. Man könnte beim Hund genauso gut das Wort "Apfelbaum" als Zeichen für das Hinsetzen verwenden und er würde es genauso befolgen. Es fällt jedoch schwer auf unsere Sprache zu verzichten oder sich ständig bewußt zu machen, daß der Hund den Sinn unserer Worte niemals verstehen kann. Erklärungen und Romane, um sich dem Hund verständlich zu machen, sind somit vollkommen sinnlos. Der Hund versteht lediglich den jeweiligen Tonfall. Was der Hund außer dem Tonfall jedoch sofort versteht, ist die Körpersprache, denn dies ist seine Sprache. Und genau hier treten dann die Verständigungsschwierigkeiten auf. Während unser Mund "Hierher" sagt, sagt unser "Bleib bloß weg, ich bin verdammt sauer". Was soll der Hund jetzt verstehen? Im Notfall immer das was unser Körper sagt. Leider sind wir uns jedoch unserer Körpersprache nicht mehr bewußt und setzen die verschütteten Reste trotzdem ständig ein. Wenn wir den Hund z.B. sitzen lassen wollen, machen wir einfach unwillkürliche Gesten und dies jedesmal anders. Es wäre für den Hund bedeutend einfacher, wenn wir unser dessen bewußt würden und die Gesten dann auch bewußt ausführen würden. Beobachten sie sich einfach einmal selber vor dem Spiegel, wie sich ihre Gesichtsmimik bei den Zeichen Sitz, Platz, Fuß und Hier ändert. Dies allein schon in gelöster Stimmung. Seien sie sicher, sie ändert sich weitaus intensiver, wenn sie angespannter sind. Sie selber merken das nicht, aber ihr Hund sieht dies ganz genau. Wir müssen also lernen zu versuchen, uns unserer Körpersprache bewußt zu werden und diese gezielt einzusetzen; unsere Stimme (Tonfall) bewußt einzusetzen und im entscheidendem Moment bewußt zu reagieren um die Verständigungsschwierigkeit zwischen Mensch und Hund zu überwinden. Wir Menschen sind dazu in der Lage, der Hund nicht. Hilfsmittel Da dies jedoch relativ schwierig ist und einiges an Übung braucht, bietet sich die Verwendung emotionsloser Hilfsmittel als Übergangslösung an. Klicker, Pfeifen und andere mechanischen Geräusche eignen sich hierfür besonders. Zudem ist darauf zu achten, daß die Stimme möglichst immer mit der geringst möglichen Intensität verwendet wird. Keine Sorge ihr Hund hört sie, wenn sie für ihn interessant genug sind. Wird dies nicht beachtet, gewöhnt sich der Hund an die immer lauter werdende Stimme und reagiert mit der Zeit erst ab einer gewissen Stärke. Da die Lautstärke der Stimme mit der Erregung steigt, lernt der Hund auch, daß erst ab einer gewissen Lautstärke mit einer anderen Reaktion ihrerseits zu rechnen ist. Wenn sie also an dem Punkt angekommen sind, in dem aus dem "Hier" ein "Verdammt noch mal, mach jetzt daß du herkommst" geworden ist, weiß der Hund, daß es jetzt für ihn unangenehm werden kann und reagiert nun seinerseits. Sie hätten sich also alle vorherigen Äußerungen sparen können, sie haben keine Reaktion beim Hund ausgelöst. Ziel muß es also sein, eine Reaktion des Hundes auch bei geringen Zeichen ihrerseits zu erzielen. Für die Ausbildung, dem Lernen des Hundes, werden verschiedene Methoden verwendet, dem Verallgemeinern, dem Formen, dem Verketten, dem Differenzieren und dem Konsequenten Verhalten. Verallgemeinern Unter Verallgemeinern versteht man das Einüben einer bestimmten Handlung in unterschiedlichen Situationen. Ein Hund der lernen soll Futter zu verweigern, lernt dies zuerst, indem er an einem bestimmten Platz von einer bestimmten Person eine bestimmte Futtersorte nicht annimmt. Nun lernt er an diesem Platz von dieser Person eine andere Futtersorte ebenfalls nicht anzunehmen. Anschließend lernt er an einem anderem Platz von dieser Person wiederum kein Futter anzunehmen. Danach erfolgt das Lernen bei einer anderen Person ebenfalls das Futter zu verweigern. Der Hund hat das Verweigern der Futterannahme bei Personen verallgemeinert. Dieser Lernschritt dürfte jedem Hundebesitzer bekannt sein: "Zuhause oder wenn ich mit ihm allein bin kann er alles" Unter Formen versteht man langsames Erziehen des Hundes, meist durch die Umwelt. Ein junger Hund der lernt auf einem Brett zu laufen, läuft am Anfang bedingt durch seine eigene Körpergröße auf einem für ihn sehr breitem Brett. Da der Hund wächst, wird das Brett für ihn immer schmaler, wobei es tatsächlich genauso breit ist wie zuvor. Verketten Unter Verketten versteht man den schrittweisen Aufbau einer komplexen Handlung, welche in Einzelhandlungen gegliedert ist. Als Beispiel hierfür eignet sich besonders das Apportieren. Wir wünschen vom Hund eine Handlung, die für ihn aus vielen Einzelhandlungen unterschiedlicher Triebrichtung besteht. Eine Belohnung unsererseits erfolgt meist nur nach dem Vollbringen der gesamten Handlung, weshalb das Beibringen des Apportieren oftmals als schwierig empfunden wird. Der Hund soll sitzen, warten bis etwas geworfen wird, erst auf Zeichen loslaufen, den Gegenstand aufnehmen, zu uns zurückbringen, vor uns sitzen, den Gegenstand erst auf Zeichen auslassen und anschließen wieder bei Fuß sitzen. Sitzen, warten und loslaufen beruht auf dem Meutetrieb, Gegenstand aufnehmen auf dem Beutetrieb, ihn zurückbringen auf dem Meutetrieb, beim auslassen konkurrieren Meute – und Beutetrieb und schließlich beruht bei Fuß sitzen wieder auf dem Meutetrieb. Die Belohnung erfolgt jedoch nur für das "bei Fuß" sitzen. Also muß der Aufbau des Apportierens in umgekehrter Reihenfolge erfolgen. Bei Fuß sitzen – Lob, vor uns sitzen und anschließend bei Fuß sitzen – Lob, Gegenstand im Maul tragen, vor uns sitzen und anschließend bei Fuß sitzen – Lob etc. Einzelhandlungen werden somit für den Hund erfolgreich miteinander verknüpft. Differenzieren Unter Differenzieren versteht man zwischen verschiedenen Situationen unterscheiden zu lernen. Wenn Futter auf dem Tisch liegt, der Hund das Zeichen "Aus" erhält und der Hund trotzdem das Futter stiehlt, erfolgt seitens des Hundeführers eine Strafe. Wenn Futter auf dem Tisch liegt, der Hund das Zeichen "Aus" erhält und der Hund das Futter nicht stiehlt, erfolgt seitens des Hundeführers eine Belohnung. Wenn Futter auf dem Boden liegt, der Hund das Zeichen "Aus" erhält, der Hund trotzdem das Futter stiehlt, und nun seitens des Hundeführers keine Strafe erfolgt, wird das Zeichen "Aus" für den Hund bedeutungslos, nur der Ort (Tisch) wird mit Strafe verbunden. Er hat gelernt zwischen Tisch und Boden zu unterscheiden. Konsequentes Verhalten Unter konsequentem Verhalten versteht man, daß der Hund lernt, daß zwei Ereignisse immer aufeinander folgen. Wenn der Hund bellt und der Hund seitens des Hundeführers immer mit energischer Stimme an der Fortführung des Bellens gehindert wird und zudem immer für das Ruhig sein belohnt wird, wird er das Bellen zukünftig unterlassen. Erfolgt beim Bellen die Zurechtweisung seitens des Hundeführers mit weicher Stimme, wird er Hund auch weiterhin bellen. Erfolgt beim Bellen die Zurechtweisung seitens des Hundeführers mal mit energischer und dann wieder mit weicher Stimme, wird der Hund ebenfalls weiterhin bellen. |