Ausbildung  Trümmersuche  Grundlagen

Aufbau der Trümmersuche

Und im Einsatz ?

 

 
Grundlagen

Grundlage für die Trümmersuche sind im Bereich des Hundes

  • Selbstständigkeit bei der Suche
  • Sicherheit auf den Geräten
  • Sicherheit im Umgang mit optischen und akustischen Reizen
  • Detachieren
  • Futterverweigerung
  • sichere Anzeigen bei frei liegenden Opfern

und im Bereich des Hundeführers

  • Trümmerkunde
  • Einsatztaktik Trümmer
  • Belastbarkeit in extremen Stressituationen

Erst wenn diese Grundlagen vorhanden sind kann mit einer gezielten Trümmerausbildung begonnen werden.


Aufbau der Trümmersuche (Anzeige)

Es empfiehlt sich vor dem Aufbau von Trümmeranzeigen die Anzeige frei liegender Opfer mit dem Hund zuvor intensiv zu üben. Wird der Hund bereits zu Beginn über versteckte Opfer aufgebaut, ist der Bezug zum Helfer bedeutend schwieriger zu bewerkstelligen. Wie gesagt wir nutzen für die Anzeige des Hundes seinen Beute-, Meute- und Spieltrieb. Hier jeweils die der Situation entsprechenden Reize zu setzen ist bei Opfern zu denen der Hund keinen direkten Kontakt hat sehr viel schwieriger. Es fehlen zudem die räumlichen Möglichkeiten aus der Anzeige des Hundes ein genügend intensives Spiel werden zu lassen. Zwar für das Anzeigen bei versteckten Opfern beim Hund oft schneller zur Frustration, also Übersprungshandlung "Bellen", dies jedoch nur wenn zuvor ein entsprechender Beute-, Meutebezug beim Hund hergestellt wurde.

Wir müssen uns immer wieder ins Bewußtsein rufen, daß wir unserem Hund eigentlich nur noch verständlich machen müssen ein Opfer durch Bellen anzuzeigen. Das Suchen kann der Hund selber. Zudem ist das was wir unter Suchen verstehen eigentlich nur ein für uns, die wir uns optisch orientieren, verstecktes Opfer. Im normalem Übungsalltag sowie bei den meisten Abbruchgebäuden ist es uns garnicht möglich ein Opfer gefahrlos unter einer entsprechend starken Trümmerschicht zu verstecken. Wir müssen also davon ausgehen, daß in der Regel das Finden für den Hund keine sonderliche Aufgabe darstellt.

Bei einem Hund, der über frei liegende Helfer die Möglichkeit hatte eine sichere Anzeige aufzubauen, wird die Anzeige in den Trümmern automatisch erfolgen, da er nun keine Möglichkeit hat direkt an den "Spielkameraden" zu gelangen. Entscheidend daß diese Anzeige in den Trümmern auch erhalten bleibt, ist nun im Gegensatz zur offenen Anzeige nicht vordringloch das Verhalten des Helfers, sonder das des Hundeführers. Bei der offenen Anzeige lag es an den jeweiligen Aktionen des Helfers, daß den Hund zum bellen zu animieren und ihm sofort im Anschluss an das Bellen das Erreichen der Beute zu ermöglichen. Es wurde durch das Weglaufen ein Reiz gesetzt, der Hund in die gewünschte Triebstimmung versetzt, dem Hund die Möglichkeit zur Triebhandlung gegeben, die gewünschte Übersprungshandlung "Bellen" provoziert und als Belohnung für das Bellen dem Hund durch Erreichen der Beute die Möglichkeit zur Endhandlung und Triebbefriedigung (Totschütteln) gegeben. Durch Wiederholung, immer mit Erfolg für den Hund verbunden, hat der Hund letztendlich "gelernt" ein Opfer durch Bellen anzuzeigen um Erfolg zu haben. In diesem Stadium erfolgt das Bellen zwar auch noch über Frustration, jedoch in einem weit aus geringerem Ausmaß, sodaß man dies fast nicht mehr Frustration nennen kann.


Zwar ist bei der Trümmersuche ein ähnlicher Ablauf möglich, nun jedoch liegt es ausschließlich am Hundeführer im richtigen Augenblick gezielt zu reagieren, um die gewohnt gute Anzeige des Hundes zu erhalten. Wie beim frei liegenden Helfer auch muß dem Hund während er bellt, nicht dann wenn er einen Augenblick ruhig ist, die Möglichkeit zur Triebbefriedigung gegeben werden. Und dies läßt sich in der Regel nicht einfach so gestalten. Der Normalfall ist der, daß der Hund bellt, der Hundeführer hinzukommt und nun erst das Opfer freigelegt werden muß, bis der Hund eine Triebbefriedigung erhalten kann. Zu diesem Zeitpunkt allerdings ist der Hund meist schon wieder ruhig, vom Bellen ist nichts mehr zu hören. Zudem werden die Trümmer meist so weggeräumt, daß der Hund, sollte er direkt am Opfer sein, im Weg steht und zur Seite muß, damit wir an das Opfer heran kommen können. Sehr häufig wird der Hund in diesem Augenblick sogar abgelegt.

Man sollte sich einmal die einzelnen Schritte bei der Anzeige des Hundes bewußt machen, um zu sehen ob das eigene Verhalten dabei förderlich oder hemmen ist.

Deswegen der ganze Ablauf nun noch einmal im Detail: (vorausgesetzt wird hierbei, daß ein entsprechender Bezug zwischen Helfer und Hund besteht)

Der Helfer animiert den Hund indem er die Beute zeigt und anschließend im Versteck verschwindet.

Ist der Helfer gut, d.h. er kann sich genau in diesem Augenblick genau auf diesen Hund richtig einstellen, bedeutet dies, daß der Reiz beim Hund genügend stark aktiviert wird, daß es zur Triebstimmung kommt.

Der Hundeführer läßt seine Hund von der Leine und in die gewünschte Richtung laufen.

Bereits hier wird vom Hundeführer oftmals falsch eingewirkt und die Triebstimmung des Hundes wieder gemindert. Der Helfer soll für den Hund interessant sein, nicht der Hundeführer.

Zuviel gespielte Aufregung des Hundeführers wird das Interesse des Hundes wieder auf den Hundeführer selber und vom Helfer weg wenden.

Da Suchhunde ohne Halsband zur Suche geschickt werden, wird das Halsband dem Hund über den Kopf gezogen, was zu einem Zurückweichen des Hundes führt und sicher nicht zu einem Losrennen in die gewünschte Richtung. Sehr viel sinnvoller wäre es das Halsband vor Beginn der Anzeigeübung bereits zu öffnen und so um den Hals zu legen, daß das Lösen des Karabiners genügt, daß der Hund in die gewünschte Richtung laufen kann. Noch besser allerdings ist es wenn der Hundeführer seinen Hund ohne Leine und Halsband beim Animieren hält und ihn entsprechend unterstützt.

Der Hund kann die angesprochen Triebhandlung ausführen.

Der Hund kommt am Versteck an.

Bei gutem Aufbau wird er sofort anfangen zu bellen.

Bei nicht genügendem Aufbau müssen weitere Reize gesetzt werden um die Triebstimmung des Hundes zu verstärken. Dies kann immer nur derart geschehen, daß der Hundeführer sich am Stellen der Jagdbeute beteiligt. Ein Hundeführer der im Hintergrund bleibt und seinem Hund versucht verbal zu unterstützen wird damit häufig erreichen, daß der Hund sich wieder ihm zuwendet. Wenn der Hundeführer interessanter wird als das Opfer, ist dies eine zwangsläufige Folge. Da die Möglichkeiten des Opfers hierbei jedoch eingeschränkt sind, ist die Gefahr, daß der Hundeführer zu "interessant" wird recht groß. Die einzige Möglichkeit des Helfers ist es, seine Spielbeute dem Hund durch einen Spalt hindurch kurz zu zeigen und ihm wieder vorzuenthalten. Meist bewirkt dies jedoch nur ein kurzfristiges weiteres Bellen des Hundes. Den Hunden reichen die Reize nicht mehr aus um in der Triebstimmung zu bleiben, sie suchen sich einen andere Möglichkeiten einer Triebbefriedigung.

Der anfangs angesprochen Beutetrieb ist für den Hund nicht durch eine Endhandlung befriedigt.

Der Hundeführer geht zum Hund.

Dabei wird der Hund gelobt und dies meist recht wenig (ausgenommen bei den ersten Anzeigen, wenn man noch neu dabei ist). Es wird überhaupt nicht mehr darauf geachtet, daß der Hund noch weiter bellt. Für den Hundeführer ist die Übung im Kopf bereits beendet.

Der Hundeführer sollte jedoch auch nach Jahren immer noch so zu seinem Hund zu Opfer eilen, wie wenn es das erste Mal wäre, daß der Hund ein Opfer anzeigt. Loben ist hierbei bedeutend weniger wichtig als das gemeinsame Ausgraben des Opfers.

Der anfangs angesprochen Beutetrieb ist für den Hund immer noch nicht durch die Endhandlung befriedigt. Eine Endhandlung erfolgt dafür im Meutetrieb dadurch, daß der Hund intensiven Kontakt mit dem Hundeführer hat. Zu beachten ist, daß dieser Trieb zu Beginn nicht angesprochen wurde, jedoch ein Lernen durch die Triebbefriedigung in einem anderen Bereich erfolgt.

Der Hundeführer öffnet das Versteck

Da der Hund hierbei meist im Weg ist, wird er zur Seite gedrängt oder abgelegt. Ein Bellen des Hundes ist nicht mehr zu hören.

Wir erinnern uns, Bellen war die Übersprungshandlung zur Lösung des Triebstaus. Es hat eine Triebbefriedigung in einem anderen Bereich stattgefunden. Es fehlen die entsprechenden Reize um den Hund wieder in die Triebstimmung Beute zu versetzen.

Das Öffnen des Versteckes erfolgt hierbei meist so, daß die Trümmerteile zum Hund hin entfernt werden und nicht etwa zur Seite weg. Gerade bei Türen wird zu wenig darauf geachtet, daß diese nicht zum Hund hin geöffnet werden sollten, sondern immer nach innen zum Helfer. Ist dies nicht möglich, ist dies ganz einfach ein absolut ungeeignetes Versteck für Anfängerhunde. Auch bei Kisten oder ähnlichen sollte ein Versteck immer so sein, daß ein Öffnen nach oben möglich ist. Werden Übungsverstecke für die Anzeige benutzt, die mit einer Schnur nach oben geöffnet werden können, so sollte man diese dem Hund zuvor, ohne daß ein Opfer darin ist, bekannt und angenehm machen. Ansonsten schrecken viele Hunde durch die ungewohnte Bewegung zurück und werden dadurch im Bellen gehemmt.

Bedeutend sinnvoller wäre es zusammen mit dem Hund das Versteck Stück für Stück zu öffnen und zwar immer so, daß das Bellen des Hundes sofort zur Beseitigung eines weiteren Trümmerteiles führt. Dabei darf der Hund uns ruhig helfen und durch kratzen weitere Trümmerteile zur Seite schaffen.

Dies würde dazu führen, daß wir wieder entsprechende Reize setzen würden, die den Hund wieder in die gewünschte Triebstimmung versetzen würden.

Der Hund darf zum Opfer

Der Hund erhält hierbei zwar sein Beutespielzeug oder die Zuwendung durch den Helfer, dies jedoch nicht als Folge seines Bellens, sondern dafür daß er ruhig war. Zudem gestaltet sich das Spiel mit dem Helfer recht kurz auf Grund der räumlichen Enge.

Sind keine weiteren Reize in Bezug auf Beutetrieb durch das gemeinsame Graben wieder gesetzt worden, erfolgt zwar nun eine Endhandlung im Beutetrieb, der Hund ist aber überhaupt nicht mehr in dieser Triebstimmung. Eine Übersprungshandlung kann somit auch nicht mehr oder erst wieder mittels entsprechender Reize erreicht werden.

Diese Aufschlüsselung zeigt recht deutlich warum die Hunde im Laufe der Zeit umlernen und somit die von uns gewünschten intensiven Anzeigen ausbleiben. Wenn wir diese erhalten wollen, bleibt uns nichts anderes übrig, als den Übungsaufbau zu durchdenken und dem Hund auch dann die Möglichkeit eine Triebbefriedigung zu geben wenn dieser auch aktiviert ist.

Unser Problem bei vielen Übungen ist ganz einfach, daß wir diese als etwas komplexes sehen und immer nur am Ende auf den Hund einwirken. Wir sollten allerdings solche Übungen in ihre Einzelteile zerlegen und dann gezielt vorgehen.

 

Was bedeutet dies für die Anzeige im Einsatz ?

Wir reden hier über den Aufbau, nicht darüber wie es im Einsatz aussehen sollte. Dort brauchen wir zwar einen Hund, der uns "nur" anzeigt wo das Opfer ist und anschließend ruhig nebendran wartet, wir brauchen aber auch einen Hund der bei mehrmaligem Ansetzen an der gleichen Stelle immer noch zuverlässig anzeigt und nicht dabei abbaut.

Es ist auch klar, daß der Hund im Einsatz nicht die gewohnte Triebbefriedigung erhalten kann wie beim Üben. Es ist im Einsatz nun einmal nicht möglich, daß der Hund zum Opfer kann. Aber wir sollten dabei auch nicht vergessen, daß es sich hierbei jeweils um einen Einzelfall handelt. Damit unser Hund jedoch im Einsatz zuverlässig suchen kann, müssen wir ihm beim Üben die Gelegenheit geben die gewünschten Verhaltensweisen so zu festigen. Zu oft jedoch wird bei den Hundeführern ab einem gewissen Ausbildungszeitpunkt keine klare Unterscheidung zwischen Üben und Einsatz mehr gemacht. Der Hund kann das, also hat er sich auch wie im Einsatz zu verhalten. Mit dem Unterschied, daß wir uns selber keinesfalls wie im Einsatz verhalten sondern nur Üben. Wer bitte lobt denn seinen Hund beim Üben genauso, wie wenn man tatsächlich ein Opfer gefunden hat ? Das ist uns doch schon deswegen garnicht möglich, weil die ganze Anspannung des Einsatzes fehlt. Wir loben zwar, aber meist nicht weil wir uns über unseren Hund wirklich ganz von innen heraus freuen, sondern weil es halt sein muß. Das und unser eigenes Verhalten bei den Übungsanzeigen muß zwangsläufig dazu führen, daß unser Hund die gewohnten Anzeigen verlernt, besser gesagt ein neues Verhalten lernt, welches wir ihm beibringen.