Verhalten des Hundeführer's in Bezug auf das Anzeigeverhalten des Hundes |
Wir dürften uns darin einig sein, daß eine ausdauernde, selbständige Anzeige für den Einsatz von Suchhunden absolut notwendig ist. Einen Hund zur Suche einzusetzen, der in diesem Bereich unzuverlässig ist, wäre nicht zu verantworten. Da die Anzeige des Hundes nun aber nicht nur vom Können des Helfers abhängig ist, sondern auch vom Verhalten des Hundeführers, soll hier genau auf diesen Punkt noch einmal näher eingegangen werden. Über den Aufbau von Anzeigen siehe Kapitel "Anzeigen". Für uns als Menschen erscheint es nicht besonders schwierig, daß der Hund bellen soll, wenn er jemanden gefunden hat. Wir machen uns auch keine großen Gedanken darüber, was wir damit eigentlich von Hund verlangen. Wenn überhaupt, wird das nachgemacht, was uns vom Ausbilder vorgeschlagen wird. Dies bezieht sich jedoch in der Regel auf den Aufbau der Anzeigeübungen. Leider gibt es immer wieder Hunde, die als nicht bellfreudig bezeichnet werden, weil ihnen nicht verständlich gemacht werden kann, was sie machen sollten. Da jeder Hundeführer seinen Hund bedeutend besser kennt als des beste Ausbilder, sollten sich auch die Hundeführer einmal Gedanken darüber machen, was sie vom Hund verlangen, wie sie es ihm verständlich machen können und wie ihr eigenes Verhalten das Verhalten des Hundes dabei beeinflußt. Eines sollte uns von vornherein bereits wirklich bewußt sein: bisher wurde unser Hund für Bellen meist gestraft und keinesfalls gefördert. Der Alltag war es bisher, der das Verhalten des Hundes in Bezug auf Bellen geprägt hat. Aus diesen täglichen Erfahrungen hat unser Hund gelernt das Bellen zu unterdrücken. Wie haben wir denn bisher reagiert, wenn unser Hund jemanden angebellt hat ? Wie, wenn es geklingelt hat, ja selbst beim spielen nach einer gewissen Zeit ? Jetzt mit einmal verlangen wir vom Hund genau das Gegenteil und auch noch so daß das Bellen nur in bestimmten Situationen für den Hund positiv ist. Daß dies beim Hund zu Unsicherheiten führt ist selbstverständlich und sollte von uns entsprechend berücksichtigt werden. Diese Unsicherheiten sind es auch welche durch das Verhalten des Hundeführers verstärkt oder gemindert werden. Doch davon später. Viel bedeutender aber ist es sich einmal Gedanken darüber zu machen, in welchen Triebbereichen es beim Hund überhaupt zu einem Bellen kommt und welche davon wir zur Ausbildung nutzen wollen. Bellen finden wir beim Hund im :
Egal jedoch um welchen Trieb es sich jeweils handelt, Bellen ist dabei immer eine Übersprungshandlung, da in solchen Situationen mehrere Triebe in Konkurrenz zueinander stehen und es weder beim einen noch beim anderen zu einer Endhandlung / Triebbefriedigung kommt. Für die Ausbildung kann für uns nur der Spieltrieb und bei vorsichtiger Handhabung der Beutetrieb verwendet werden. Häufig jedoch wird gerade der Aggressionstrieb, vor allem aber der Meidetrieb in der Ausbildung verwendet. Logischerweise müßten wir gerade diese beiden bei der Ausbildung ausschließen. Das allerdings setzt voraus, daß wir uns dessen bewußt sind, was wir überhaupt machen. Selbstverständlich spielen auch Aggressions- und Meidetrieb eine nicht unerhebliche Rolle, wenn wir die Anzeigen über den Spiel- und Beutetrieb aufbauen. Das Verlangen des Hundes danach die "Beute" zu erlangen und das Vorenthalten der Beute durch den Helfer, ist nun einmal ein Wechselspiel, bei dem Aggressions- und Meideverhalten beim Hund gezielt angesprochen werden und zur Übersprungshandlung "Bellen" führen. Da dieses Wechselspiel jedoch eine enorme psychische Belastung für den Hund darstellt, müssen sowohl Helfer als auch Hundeführer gefühlvoll damit umgehen. Beim Aufbau über den Meutetrieb wird ebenfalls dieses Wechselspiel ausgenutzt, da hier der Helfer im Spiel die "Beute" an sich darstellt, die vom Hund gestellt wird. Nochmal "Bellen" bewirkt im Aufbau der Anzeige beim Hund, daß sich die Nervenanspannung entladen kann. Es ist eigentlich ein reiner Schutzmechanismus, den wir für die Ausbildung nutzen. Es ist also vollkommen klar, daß ein Hund nur dann bellen wird, wenn es der Helfer versteht, sich genau auf diesen Hund einzustellen und mit dem gefühlvollen o.g. Wechselspiel das erwünschte verhalten auszulösen. In dieser Situation ist unser Hund, auch wenn er vom Helfer dafür belohnt wird, ganz einfach unsicher. Und spätestens ist nun das Verhalten des Hundeführers von entscheidender Bedeutung. Sehen wir uns das ganze doch einem vom Standpunkt des Hundes an. Wir gehen mit unserem Hund auf die "Jagd". Im Rudel wird noch zusammen gesucht, doch beim Auffinden der "Beute" findet kein Zusammenspiel mehr statt. Findet der Rudelführer, also wir selber, die Beute als erster, wird diese von uns nicht etwa gestellt, sondern wir erwarten dies vom Hund. Anstatt dem Hund das Stellen der Beute mit entprechender gespielter Aufgeregtheit mitzuteilen, laufen wir weiter und nähern uns selber der Beute nicht. Dies muß beim Hund so verstanden werden, daß wir entweder genau diese Beute im Augenblick garnicht jagen oder aber, daß eine Annäherung an diese Beute zu gefährlich ist. Auch die Beute flüchtet in der Regel nun nicht, sondern stellt sich dem Hund. Das hierbei nun ein Anfängerhund mehr Meideverhalten zeigt als eigentlich nötig ist, ist unserem Menschenverstand unverständlich, aus der Sicht des Hundes gesehen jedoch das Normalste. Ein gut ausgebildeter Helfer wird jedoch den Hund mit dem erwähnten Wechselspiel trotzdem zur gewünschten Übersprungshandlung bringen, auch wenn der Hundeführer sich dem Hund unverständlich verhält. Dieses Bellen erfolgt dann jedoch meist nur über eine relativ kurze Zeit. Der Grund des darauf folgenden angeblichen "Desinteresse" des Hundes ist jedoch nicht beim Hund zu suchen, sondern immer beim Hundeführer. Wenn er es nicht versteht in das Stellen der Beute so gezielt mit einzugreifen, daß der Helfer das Wechselspiel aufrecht erhalten kann, kann der Hund nicht anders reagieren als diese Unsicherheit auslösende Situation zu meiden. Da der Hundeführer meist auch dann noch nicht dem Hund verständlich eingreift, sondern weiterhin Abstand zur Beute hält, den Hund aber weiterhin auffordert die Beute zu stellen, folgen zwangsläufig weitere Übersprungshandlungen. Der Hund markiert, läuft zum Hundeführer zurück oder sucht sich in einem der angesprochenen Triebe eine Entlastung, indem er z.B. anfängt etwas anderes zu suchen. Geht all dies auch nicht mehr kommt es zur "Apathie", d.h. der Hund reagiert in der Regel garnicht mehr und legt sich hin oder schaut in die "Ferne". Selbst nach dem Stellen, also gewünschtem Bellen, der Beute verhalten wir als Rudelführer uns nicht gerade so, als wäre die Beute "wichtig". Unser Hund muß nun meist weg von ihr, wir kümmern uns oberflächlich kurz um die Beute und lassen sie dann recht achtlos wieder liegen. Soll dies einen Hund motivieren? Stellen wir uns doch mal vor wir wären Hund und würden wirklich mit dem Hund zusammen als Team jagen gehen. Mit dem oben beschriebenen Verhalten unsererseits würden wir dem Hund sicherlich nicht verständlich machen, daß dies eine potentielle Beute wäre. Im Gegenteil, daß unser Hund immer mehr anfängt diese Beute zu meiden wäre der Lerneffekt beim ihm. Wenn wir uns also dem Hund verständlich machen wollen, müssen wir die Rolle des Rudelführers auch spielen, also mit Gefühl im richtigen Zeitpunkt selber mit eingreifen. Wenn der Hund zu uns zurück kommt, nützt es recht wenig ihn wieder zur Beute zu schicken und selber Abstand zu halten. Wir müssen mit zur Beute, müssen sie mit dem Hund stellen und dadurch den Hund unterstützen. Zeigen wir Interesse an der Beute, wird unser Hund uns auch unterstützen bei der Jagd. Mit Kindern können wir doch auch Verstecken spielen, uns anschleichen und sie trotzdem gespielt dabei gewinnen lassen. Die Anzeigeübung sollte für unserem Hund ebenfalls ein Jagdspiel sein, bei dem Helfer, Hund und Hundeführer miteinander "spielen". Bei unserem Hund sollte unsere Unterstützung nun aber keinesfalls in dem üblichen verstärken des Wortes "Such" enden. Wir haben bedeutend mehr Ausdrucks- möglichkeiten, als daß wir nun genau die Worte verwenden müßten, die im Einsatz so häufig zu Fehlanzeigen führen. Wir stellen eine Beute mit dem Hund, wir suchen sie schon längst nicht mehr. Trotzdem verwenden wir diese Wortkombinationen, die selbst wenn der Hund deren Sinn verstehen könnte sinnlos wären. Auch bei der richtigen Jagd greifen adulte Tiere zu dem Zeitpunkt ein, bei dem genau ihr Einsatz für den Jagderfolg wichtig ist. Stellen Jüngere die Beute, führen Ältere im richtigen Augenblick den Tötungsbiss aus, während andere die Beute "nur" halten. Das Zusammenspiel aller führt zum Erfolg für alle. Bei diesem Zusammenspiel werden die jüngeren gezielt an ihren Aufgabenbereich heran geführt und letztendlich zum Wohle aller genau dort eingesetzt. Im Bezug auf unseren Umgang mit dem Helfer / Beute brauchen wir uns doch nur einmal vor Augen zu führen wie unser Hund reagiert, wenn wir einen alten Bekannten überschwenglich begrüßen, den wir schon lange nicht mehr gesehen haben. Normalerweise muß sich unser Hund mit dazwischen quetschen, rennt aufgeregt umher und bellt meistens auch. Was bitte hält uns beim Anfängerhund davon ab, ähnlich mit einem Helfer umzugehen ? Natürlich soll unser Hund später nicht auf einem Opfer herumtrampeln. Ich denke jedoch es ist bedeutend wichtiger dem Hund ein Opfer als "wichtig" und interessant verständlich zu machen, als wenn er es meiden wird. Eine gewisse Distanz zum Opfer aufzubauen ist in der Regel sehr viel einfacher, als den Hund nachträglich wieder für "Opfer" zu interessieren. Die gewünschte Distanz ergibt sich zudem meist von selber, da der Hundeführer im Laufe der Zeit viel zu phlegmatisch wird, sich immer wieder über den Fund seines Hundes beim Üben zu freuen. Was dann allerdings zu einem wirklichen Desinteresse und zusätzlichem Meideverhalten des Hundes führt. Es hilft nun einmal nichts, auch bei "guten" Hunden muß die Anzeige immer wieder einmal frisch aufgebaut werden. Während der Aufbau bei Anfängerhunden, trotz der genannten Fallstricke, noch recht einfach ist, ist der Wiederaufbau bei älteren Hunden etwas schwieriger. Auch hier spielt der Hundeführer keine unerhebliche Rolle. Hundeführer die noch neu dabei sind, machen zwar häufiger "Fehler", lernen jedoch daraus und sind insgesamt bedeutend motivierter als die "alten Hasen". Dies liegt zum großen Teil daran, daß Anfänger ganz einfach noch Erfolg bei der Ausbildung haben. Neues ist zu lernen und das Erreichen der Ausbildungsziele bedeutet Erfolg, der wiederum motiviert. Die Erwartungs- haltung der Hundeführer dem Hund gegenüber sind zudem nicht so ausgeprägt, im Gegenteil man ist sich eher unsicher ob unser Hund auch das schafft, was die anderen schon können. Je länger man aber mit dem Hund zusammenarbeitet, desto mehr kehrt sich das anfängliche spielerische Zusammenarbeiten in eine Erwartungshaltung des Hundeführers um. Erwünschte Verhaltensweisen des Hundes werden nicht mehr so intensiv und gezielt vom Hundeführer belohnt, sondern nur noch erwartet. Der Hund hat dies ja schließlich einmal gelernt, also hat er es zu können. Zeigt er nicht das gewünschte Verhalten wird er Grund dafür ausschließlich beim Hund gesucht. Das wir selber es waren, die dem Hund beigebracht haben nunmehr ein Verhalten zu zeigen, welches wir eigentlich garnicht wünschen, fällt den wenigsten dabei auf. Spontan reagieren wir nur noch bei starkem Fehlverhalten des Hundes. Bellt er ausdauernd wird dies für uns normal. Erst dann wenn er fast nicht mehr ein Opfer anzeigt, fangen wir an zu reagieren. Jedoch nicht so, daß wir uns wieder in das Stellen der Beute einmischen, sondern so das wir den Hund zur Beute drücken. Zwar ist zu diesem Zeitpunkt nichts mehr von der ursprünglichen Unsicherheit und dem damit verbundenen Stress beim Hund vorhanden, sodaß der Hund unser Mitmachen nötig hätte um selbstbewußter mit der Beute umgehen zu können. Wir müssen aber beachten, daß der Hund inzwischen gelernt hat, welches Verhalten wir wünschen wenn er die Beute gefunden hat. Bei diesen Lernprozessen war auch unser Verhalten ein Teil des Lernens. Bedingt durch unsere Erwartungshaltung vergessen wir dies jedoch immer mehr, selbst wenn wir uns überhaupt dessen bewußt waren. Alles was anfänglich den Hund unterstütze, haben wir mit der Zeit wieder abgebaut, ohne es zu merken. Bleiben dies fördernden Signale aus, führt dies zwangsläufig dazu daß der Hund nicht mehr so reagiert wie gewünscht. Aber auch daß bemerken wir erst dann, wenn der Hund bei den Anzeigen schon merklich nachgelassen, sprich umgelernt hat. Ein Schema welches durchaus nicht nur auf die Anzeige des Hundes bezogen ist, sondern in allen Bereichen der Hundeausbildung zu finden ist. Im menschlichen Bereich verhält es sich ebenso. Wird von uns selber beim Arbeiten auch immer nur erwartet daß wir unsere Leistungen bringen, ohne daß eine Förderung durch einen "Ranghöheren" erfolgt, läßt auch bei uns die Arbeitsleistung nach. Da uns diese Mechanismen also bekannt sind und wir genauso darauf reagieren, sollten wir unserem Hund gegenüber fairer sein. Während sich das Verhalten des Hundeführers beim Training bei der Anzeige des Hundes oft so auswirkt, daß vom Hund nur noch eine schwache Anzeige erfolgt, kehrt sich dies beim Einsatz oft genau um, jedoch wieder in eine Richtung die keinesfalls erwünscht sein kann. Im Einsatz ist der Hundeführer mit seinem Hund zusammen wirklich auf der Jagd. Während das daraus resultierende veränderte Verhalten des Hundeführers bei der Flächensuche noch zum Erfolg führen kann, sieht dies bei der Trümmer- oder Wassersuche schon ganz anders aus. Hier führt das Verhalten des Hundeführers oftmals auch zu Fehlanzeigen des Hundes. Da der Hundeführer in diesen Situationen vollkommen von seinem Hund abhängig ist und zudem unter ernormen Stress steht, fängt er an auf die kleinsten Anzeichen seines Hundes zu reagieren, um einen Jagderfolg zu haben. Die Aufforderung zum Suchen wird immer hektischer, fordender und lobender. Ein Verhalten des Hundeführers welches der Hund vom Training her kennt und zwar genau aus den Situationen, in denen der Hundeführer seinen Hund zu Anzeigen animieren wollte. Also wendet der Hund sein erlerntes Verhalten an, ob er etwas riecht oder nicht. Besonders deutlich ist diese fast schon zwangsläufige Entstehung von Fehlanzeigen bei der Wassersuche zu sehen, bei der der Hund keine Möglichkiet hat den Stress über Bewegung abbauen zu können. Um also sowohl bei der Ausbildung als auch im Einsatz zuverlässige Anzeigen des Hundes zu erreichen, sollte der Hundeführer sein Verhalten genau umdrehen. Sein zuvor beim Üben gezeigtes zurückhaltendes Verhalten ist im Einsatz angebracht, während sein aufgeregtes Verhalten dafür in der Ausbildung von Vorteil wäre. Voraus gesetzt er ist sich seines Verhaltens bewußt und reagiert gezielt so, daß das Team Hund/Mensch dabei erfolgreich ist.
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